Schiefbahn: Lehrer ärgert sich über zusätzlichen Druck für Schüler
Die Vorschriften zur Fächerwahl im Abitur werden verschärft. Das trifft den Doppeljahrgang 2013.
Schiefbahn. Alfred Weßler, 55, unterrichtet am St. Bernhard-Gymnasium Deutsch und Sozialwissenschaften. Weßler ist Klassenlehrer der 10 B. Er weiß um den Druck, den seine Schüler jetzt und künftig spüren. Die jungen Leute werden im Sommer 2010 in die Oberstufe wechseln und 2013 ihr Abitur machen.
Weßlers Zehner von heute werden als Doppel-Abitur-Jahrgang aus der Schule ins Leben entlassen. Sie machen ihre Reifeprüfung zeitgleich mit den jetzigen Neuntklässlern, die in nur acht Schuljahren zum Abi hechten (G8).
In einer Entscheidung des Schulministeriums NRW, die die jetzigen Stufen 9 und 10 betrifft, sieht Weßler zusätzliche Verschärfungen auf die Schüler zukommen: "Es ist vorgesehen, dass von den Bereichen Fremdsprachen/Deutsch/Mathematik zwei Bereiche/Fächer statt bisher einem ins Abitur genommen werden müssen."
Weßler ärgert sich darüber: "Für mich ist das eine stark moralische Geschichte", sagt der Pädagoge, der fragt: "Muss eine solche durchaus schwerwiegende Veränderung gerade für diese Lerngruppen durchgeführt werden? Ist der auf diesem und den nachfolgenden Jahrgängen durch die Umstellung auf G8 lastende Druck nicht schon groß genug?"
Die Landeselternschaft NRW sei von diesen Veränderungen schon informiert worden. Eltern der betroffenen St.Bernhard-Schüler wollen die Sachlage nach den Herbstferien erörtern.
Weßler: "Ich finde das ungerecht und auch nicht nötig." Er halte auch die Behauptung anderer Bundesländer für vermessen, das NRW-Abitur tauge nichts.
Weßler versteht nicht, warum man bei den Schulen nicht "ein wenig Ruhe einkehren lässt", wo doch 2015 sowieso eine "völlige Umstellung der Oberstufe" bereits beschlossen sei. Dann werde es beispielsweise fünf Abiturfächer geben.
Rückblickend auf seine eigene Schulzeit schätzt Weßler vor allem, dass "es deutlich weniger Druck gab. Kindheit ist doch das Wichtigste".
Er hätte von NRW-Schulministerin Barbara Sommer erwartet, dass sie in der Kultusministerkonferenz eine Übergangslösung für die betroffenen Jahrgänge erwirkt, bevor die einheitlichen Prüfungsanforderungen auch für NRW gelten.