Auszeichnung für Schiefbahner Gymnasium St. Bernhard ist jetzt „Schule mit Courage“
Schiefbahn · Das St.-Bernhard-Gymnasium trägt jetzt als dritte Schule in Willich den Titel „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“. Die Schülerschaft machte mit ihrem Einsatz diese Auszeichnung möglich.
Am Anfang war es lediglich eine Idee, die in der Schülervertretung (SV) entstanden war. Jetzt ist es in Form einer großen Tafel sichtbar geworden und soll künftig durch Aktionen mit Leben gefüllt werden: Das St.-Bernhard-Gymnasium hat die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhalten. In einer kleinen Feierstunde vor der gelben Villa wurde das neue Siegel enthüllt.
„Toleranz und gegenseitige Wertschätzung sind die Grundlage für das Miteinander. Mit dem Siegel machen wir deutlich, dass Intoleranz und Ausgrenzung an dieser Schule keinen Platz haben. Das Siegel ist dabei keine Auszeichnung, auf der wir uns ausruhen können. Vielmehr ist es eine Verpflichtung, für diese Dinge, die hinter dem Siegel stehen, einzutreten“, sagte Georg Deggerich vom Team der Schulleitung. Das St.-Bernhard-Gymnasium zeige, dass man bereit sei, sich zu engagieren, wobei Toleranz und Wertschätzung nicht am Schultor aufhörten, sondern in die Welt hinausgetragen würden, fügte Deggerich an.
Dass unter anderem kulturelle Vielfalt am St. Bernhard gelebt wird, machte schon die Begrüßung zur Feierstunde deutlich. Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen, die das Gymnasium besuchen, begrüßten in ihrer Muttersprache. Der ehemalige Wilicher Bürgermeister Josef Heyes, der die Patenschaft für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Gymnasium übernommen hat, schloss sich mit einem „Taach zusammen“ an. „Wir wollen niemanden ausgrenzen, und das Schiefbahner Platt gehört dazu“, meinte Heyes lächelnd. Er hob das gelebte offene Miteinander hervor, das die Grundvoraussetzung sei, damit es zu keiner Ausgrenzung kommen könne.
Den Stein für das Siegel brachte die SV vor nunmehr drei Jahren ins Rollen. „Wobei unser erster SV-Sprecher mittlerweile schon sein Abitur gemacht hat und gar nicht mehr an der Schule ist. Ich habe mein Amt ebenfalls schon an meinen Nachfolger abgegeben“, sagte Abiturientin Melina Tartaglione. Alle drei haben sich jeweils in die Arbeit hineingekniet, und Paul Hensen, der jetzige SV-Sprecher, wird sie weiter fortführen. „Wir als junge Generation halten die Zukunft in unseren Händen. Wir können etwas bewegen“, sagte er.
Das Projekt begann mit Recherchearbeit und dem Knüpfen der nötigen Kontakte. Dazu gehörte unter anderem die Patenfindung. Wobei schnell klar war, wer der Pate werden sollte. Der damalige Bürgermeister Heyes sollte diesen Part übernehmen. Die Anfrage wurde positiv beschieden, und es ging weiter. Im Schuljahr 2020/21 begann die SV, an dem Schiefbahner Gymnasium für das Siegel Unterschriften zu sammeln. Schulen, die aufgenommen werden möchten, benötigen mindestens 70 Prozent der Stimmen aller, die am Schulleben beteiligt sind. Angefangen von Schülern und Lehrern über Schulangestellte wie Hausmeister und Sekretärinnen bis zu den Eltern. Vor dem Hintergrund von Corona und der damit einhergehenden Beschränkungen war das keine einfache Sache. Doch Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Trennungen von Klassen konnten die engagierten Schüler nicht aufhalten. „Wir haben nicht alle erreicht. Aber mit 88 Prozent Unterstützung konnten wir verdeutlichen, dass die Schulgemeinschaft hinter der Idee steht“, sagte Tartaglione.
Zudem wurde der Arbeitskreis Diversity ins Leben gerufen, dem elf Schüler aus der Oberstufe sowie ein Lehrer angehören. Man ging durch die Klassen, informierte über Rassismus, Mobbing und Diskriminierung sowie Vorgehensmaßnahmen gegen solche Tendenzen. Aufklärungsarbeit ist dem Arbeitskreis wichtig. Es gab unterschiedliche Projekte, unter anderem mit den Zonta-Frauen. „Das Siegel ist selbstverpflichtend. Jetzt geht es erst richtig los“, blickt Hensen in die Zukunft. Geplant ist neben weiterer Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung für das Thema ein Tag, an dem die Gymnasiasten in Willich die immer wieder auftretenden fremdenfeindlichen Parolen entfernen wollen.