Schlossfestspiele: Intendantin Astrid Jacob sagt Adieu
Die Intendantin wird ihren Vertrag in Neersen nicht verlängern.
Neersen. Acht Jahre war Astrid Jacob Intendantin der Neersener Schlossfestspiele — jetzt hört sie auf. „Frischer Wind muss her, ich habe gegeben, was ich konnte“, erklärte sie gestern zum Abschluss der Spielzeit 2014, die am Sonntagabend zu Ende gegangen war. Trotz der Konkurrenz durch die Fußball-WM und reichlich Regen kamen erneut mehr als 20 000 Besucher zur Freilichtbühne der Stadt Willich.
Für Jacob ist deshalb der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu gehen: „Der Hof ist gut bestellt.“ Bei der Suche nach einem Nachfolger will sie den Festspiel-Verein unterstützen, erklärte dessen Vorsitzender Hans Kothen.
Im Rückblick auf ihre Willicher Jahre erinnert die scheidende Intendantin daran, dass sie 2006 angetreten war, um den Niedergang bei den Besucherzahlen zu stoppen — vor allem beim Kinder- und Jugendtheater. Nur noch knapp über 17 000 Zuschauer kamen damals im Jahr des deutschen Fußball-Sommermärchens nach Neersen, in diesem Jahr waren es exakt 20 452.
Es wären wohl noch mehr gewesen, wenn nicht das Wetter immer wieder den „Ganzen Kerlen“ zugesetzt hätte: Ein Drittel der Vorstellungen war durch Regen belastet, eine Vorstellung musste sogar ganz abgesagt werden — die „Kerle“ waren das „Wasserstück“ der Spielzeit.
Dennoch konnte insgesamt eine Tribünen-Auslastung von knapp 78 Prozent erreicht werden — eine Zahl, mit der auch Geschäftsführerin Doris Thiel zufrieden ist.
Für ihr Neersener Publikum ist Astrid Jacob voll des Lobes: Auch wenn mal eine Vorstellung „verplästert“ wurde, hätten die Zuschauer mit Regencapes und Müllsäcken bekleidet tapfer ausgeharrt und gefordert: „Spielen Sie weiter!“
Andererseits macht sie auch keinen Hehl daraus, dass sich anspruchsvolle Stücke wie vor Jahren „Der Gott des Gemetzels“ in Neersen schwer tun. Hier sei eher ein heiteres Sommertheater gefragt. In Vorbereitung der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit hatte sie sich deshalb gegen „Biedermann und Brandstifter“ und für „Opa wird verkauft“ entschieden. Jacob ist fest davon überzeugt, dass sie mit den „Brandstiftern“ deutlich weniger Zuschauer angelockt hätte als mit dem Schwank.
Wer könnte Nachfolger werden? Diese Frage blieb gestern offen, Namen werden aber schon gehandelt. Gegenüber der WZ versprach Hans Kothen, dass man in der Kontinuität von Jacob fortfahren wolle. Die Intendantin habe sich in Neersen „ein Denkmal gesetzt“.
Ob sie nochmals zurück ans Schloss kommt, zum Beispiel als Regisseurin — Astrid Jacob ließ es offen. Dass sie auch als Schauspielerin auf der Freilichtbühne ein großer Gewinn wäre, ließ sie allerdings erkennen: Spontan verabschiedete sie sich mit den Schlussworten der Shen Te aus Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“.