Schlossfestspiele: Liebe und Lust in einer Sommernacht
Am Samstagabend hat eine „Sexkomödie“ von Woody Allen Premiere in Neersen.
Neersen. Liebe und Lust sind ein ewiges Thema. Ihnen widmet sich die zweite Premiere der diesjährigen Schlossfestspiele in Neersen, nämlich die „Mittsommernachts-Sexkomödie“ nach dem Film von Woody Allen. Es passt sehr gut zum Thema „Lebenslust“, unter dem die Festspiele in diesem Jahr stehen.
„Liebe und Lust beschäftigen uns unser ganzes Leben lang“, sagt Intendantin Astrid Jacob. Ihr war das Stück bereits vor fünf Jahren von Regisseur Jürgen Morche vorgeschlagen wurde. „Schließlich spielt es in einem schlossähnlichen Landsitz. Es passt also sehr gut hierher“, sagt Morche. „Wobei das Haus renovierungsbedürftig ist, wie das Leben der Protagonisten.“ Dass Woody Allen seine Originalgeschichte zweieinhalb Autostunden von New York entfernt spielen lässt, wird die Zuschauer nicht stören. Jacob reizt auch an dem Stück, dass es deutliche Parallelen zu „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare zeigt.
Doch bei Allen will nicht der Herzog von Athen die Königin der Amazonen heiraten, sondern der alternde, hochgebildete Professor Leopold die junge, scheinbar schwer zugängliche Ariel. Beide besuchen einen Tag vor ihrer Hochzeit Andrew und seine Frau Adrian, denen die Leidenschaft abhanden gekommen ist.
Auf eine Blume — wie bei Shakespeare — kann die Handlung verzichten, dass alles durcheinander gerät, das schaffen die sechs Figuren aus eigenem Trieb heraus. Denn auch der Arzt Maxwell — ein notorischer Schürzenjäger — und seine Krankenschwester Dulcy, sind an dem Abend zu Gast. Andrew erkennt in Ariel seine Jugendliebe und sie versuchen, das damals versäumte nachzuholen. „Dulcy ist die erfahrene und raffinierte Frau und mischt ebenfalls kräftig mit“, charakterisiert Astrid Jacob.
„Die Besetzung ist klasse“, sagt Regisseur Morche. Mark Weigel mimt den Andrew, Verena Held die Adrian, Michael Foerster den Maxwell und Jennifer Kornprobst die Dulcy, Heinz-Herrmann Hoff den Professor und Leticia Thate seine junge Braut Ariel. „Ich habe immer nur einen Teil der Inszenierung vorher geplant“, sagt Morche, „der Rest ergibt sich aus den Proben mit dem Ensemble.“ Sein Fokus liegt darauf, das Tempo der Geschichte richtig zu fassen. „Woody Allen ist Jazzmusiker, das merkt man“, sagt er. Dafür, dass das richtige Lebensgefühl der Geschichte vermittelt wird, die 1913 spielt, sorgt Ausstatterin Silke von Patay.