Interview mit der Vorsitzenden des Vereins Festspiele Schloss Neersen, Sabine Mroch „Wir kommen mit einem blauen Auge davon“

Interview | Willich. · Die Absage trifft den Trägerverein finanziell. Das Freilichttheater soll aber 2021 wieder bespielt werden.

Die Schlossfestspiele Neersen ziehen regelmäßig viele Besucher an.

Foto: Norbert Prümen

Seit 2015 ist Sabine Mroch Erste Vorsitzende des Vereins Festspiele Schloss Neersen. Anfang März musste sie gemeinsam mit dem Intendanten der jährlichen Schlossfestspiele, Jan Bodinus, eine schwierige Entscheidung treffen: Sie haben die Termine 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

Wie kam es zu der frühzeitigen Absage der Schlossfestspiele 2020?

Vorsitzende Sabine Mroch (l.) und Geschäftsführerin Svenja Küppers-Heinrich bei der Programmvorstellung im vergangenen Jahr.

Foto: Norbert Prümen

Sabine Mroch: Ich habe schon früh regelmäßig die Artikel des Virologen Christian Drosten über die Entwicklung der Pandemie gelesen und ahnte, dass die Schlossfestspiele gefährdet wären. Jan Bodinus und ich diskutierten und beschlossen die Absage. Am 9. März stimmte der Vorstand unter der Bedingung zu, dass Bürgermeister Josef Heyes mit im Boot war. Er war optimistischer als wir, unterstützte aber schließlich unsere Entscheidung.

Warum war es so bedeutsam, die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt zu treffen?

Mroch: Ein wichtiger Grund ist, dass uns die Kosten nicht entglitten. Wir beginnen bereits im Mai mit den Proben, das heißt, die Bühne wird vorher aufgebaut, und das muss bezahlt werden. Die Verträge mit den Schauspielern, die schon im vergangenen Jahr geschlossen worden waren, mussten früh gekündigt werden, damit die Schauspieler die staatlichen Hilfen beantragen und erhalten konnten.

Welche finanziellen Folgen hatte die Absage der Festspiele?

Mroch: Am 29. Februar waren gut 14 000 Eintrittskarten reserviert, davon etwa 10 000 bezahlt. Von den bezahlten Karten wurden bis zum 14. Juli 7867 zurückgegeben. Einige Eintrittskarten sind gespendet worden, auch für den Festspielverein, wofür wir sehr dankbar sind. Dadurch kamen 7500 Euro zusammen. Stand heute würde ich sagen: Wir kommen mit einem blauen Auge davon. Wir können auf die jährlichen Zuschüsse der Stadt zurückgreifen, die allerdings während der Corona-Pandemie gekürzt wurden. Aber wir haben in den vergangenen Jahren Rücklagen gebildet, die jetzt ein gutes Polster sind. Wir werden auch von der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld und 2019 auch von der NRW Stiftung gesponsert.

Seit wann sind Sie die Vorsitzende des Vereins Festspiele Schloss Neersen?

Mroch: Als der Vorsitz nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Hans Kothen vakant wurde, habe ich mich 2015 bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen. Das bedeutet eine Menge Verantwortung. Dem Verein gehörte ich schon länger an.

Worin bestehen Ihre Aufgaben?

Mroch: Der Verein engagiert den Intendanten. Gemeinsam planen wir die Theatersaison. Wir tragen die Verantwortung für das Niveau der Aufführungen: Es darf nicht zu abgehoben sein, aber auch nicht ins Bodenlose fallen. Vor allem tragen wir die Verantwortung für die Finanzen. Wir haben eine Menge an Fixkosten: die Miete für die Werkstätten, die Werbungskosten, die Vorverkaufsgebühren, den Intendanten, den Kidz’ Club und das Improtheater. Und das alles ohne eine Theateraufführung.

Wie hat sich Ihre Liebe zum Theater entwickelt?

Mroch: Ich bin fußläufig zum Krefelder Theater aufgewachsen. Seit ich fünf oder sechs Jahre alt war, gehörte das Theater zu meinem Leben dazu. Was die Faszination ausmachte, war und ist, dass alles so direkt ist, dass das Stück in dem Moment entsteht, wo ich da sitze und zuschaue. Ich nenne es die Magie des Augenblicks.

Wie sehen Ihre Pläne für das Jahr 2021 aus?

Mroch: Im nächsten Jahr wird es Festspiele geben. Wir bauen die Tribüne auf und spielen. Wir transportieren das Programm von 2020 ins Jahr 2021. Aber im kommenden Jahr sind wir vorbereitet: Wir haben einen Plan B. Wenn wir nicht unsere 500 Plätze füllen dürfen und nur vor beispielsweise 150 Menschen spielen dürfen, dann werden wir ein Alternativprogramm zeigen, Stücke, die mit drei Schauspielern auskommen. Am 1. Dezember beginnt der Vorverkauf.