Schon Flüchtlinge im Hotel

Zurzeit leben mehr als 260 Asylbewerber in der Stadt Willich. Ihre Unterbringung macht große Probleme.

Foto: Lübke

Willich. Marco Härtel ist bei der Stadt für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig. Heute erwartet er eine vierköpfige Familie aus Syrien. Die Unterbringung wird immer schwieriger: In den drei großen städtischen Unterkünften geht es schon sehr eng zu. Und das, obwohl die Stadt darüber hinaus vier Häuser und zwei Wohnungen angemietet hat (siehe Kasten).

„Wir haben Ende des Jahres schon Asylbewerber in einem Hotel unterbringen müssen“, sagt Härtel. Die Zusammenarbeit mit dem Haus an der Parkstraße war gut. Was bleibt, sei das beruhigende Gefühl, im dringenden Bedarfsfall wieder auf dieses Angebot zurückkommen zu können.

Insgesamt ist die Stadt zurzeit für mehr als 260 Asylbewerber zuständig — noch im vergangenen Oktober waren es nur 220. Immer wieder wird Marco Härtel durch unerwarteten Besuch gefordert: „Letzte Woche stand plötzliche eine fünfköpfige Familie vor der Tür, die in der Vergangenheit schon einmal in Willich als Asylsuchende gelebt hatte. Solche Personen werden ohne Vorankündigung der Gemeinde zugewiesen, in der sie zuletzt gewohnt haben.“ Marco Härtel gelang es noch am selben Tag nach Recherchen im Internet und zahllosen Telefonaten, ein Haus für diese Familie anzumieten. Eine Familie, die aus Serbien stammt, einem sogenannten sicheren Herkunftsland.

„Ein Drittel unserer Flüchtlinge stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien, die zweigrößte Gruppe kommt aus Syrien“, sagt Härtel. Er ist froh, dass die meisten Flüchtlinge glücklich und dankbar seien. Es gebe aber auch sehr fordernde Asylsuchende.

Die Lage in den städtischen Unterkünften könnte entspannter sein, wenn anerkannte Flüchtlinge zeitnah nach ihrer Anerkennung ausziehen würden. Vielen fällt es jedoch schwer, auf dem freien Wohnungsmarkt fündig zu werden.

„Wir wissen, dass in zwei bis drei Wochen zwei Familien bei uns ausziehen werden“, sagt Härtel. Das schaffe Platz für Neuankömmlinge.

Die Aufnahmesammelstelle im ehemaligen Katharinen-Hospital hat am 23. Dezember erstmals Flüchtlinge aufgenommen. Existiert diese Einrichtung länger als sechs Monate, muss die Stadt keine Asylsuchende mehr aufnehmen.

Jutta van Amern vom Arbeitskreis Fremde weiß, wie schwer es ist, beispielsweise für eine zehnköpfige Familie blitzschnell die passende Immobilie zu finden. Der Arbeitskreis hat fast die gesamte obere Etage des Schwesternwohnheims zur Verfügung gestellt bekommen — Platz genug für Deutschkurse, Frauencafé, Elternspielnachmittagen und mehr. Nicht alle Flüchtlinge benähmen sich so, wie man es erwarten könne: „Manchmal sträuben sich mir die Nackenhaare“, sagt sie.