Glücksbringer in der Kita von St. Godehard Ein Glücklichmacher in Uniform
Vorst · Ist Schornsteinfeger Olaf Heidenfels im Ort unterwegs, sammelt er überall ein Lächeln. Ganz viele waren es in der Kita St. Godehard.
Es könnte sein, dass es für Olaf Heidenfels in den ersten Januartagen gar nicht so einfach wird, sich auf seine eigentliche Arbeit zu konzentrieren. Denn sobald er in Uniform sein Haus in Vorst verlässt, ist er von jetzt auf gleich eine öffentliche Person. Eigentlich trifft man ihn zufällig das ganze Jahr hindurch gern. Zurzeit aber noch lieber als sonst: Denn, jeder weiß es: Ein Schornsteinfeger bringt Glück. Das kommt nach einem Jahreswechsel besonders gut an.
Heidenfels ist also niemand, den man so mir-nichts-dir-nichts passieren lässt. Die Vertreter seiner Zunft in Schwarz sind seit Jahrhunderten verehrte Glücksbringer. Da grüßt man, da winkt man, da hupt man, je nachdem, wo und wie man unterwegs ist. „Das ging heute den ganzen Morgen so“, erzählt Heidenfels. Gerade noch habe er zwei ältere Damen an der Bushaltestelle getroffen, die ihn freudestrahlend gegrüßt und gescherzt hätten: „Da kann ja nichts mehr schiefgehen.“
Seidig glänzender Zylinder
und goldene Jackenknöpfe
Wenig später steht Heidenfels dutzenden lachenden Gesichtern gegenüber. Jungen und Mädchen strahlen den von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten Mann an, bestaunen seinen seidig glänzenden Zylinder und die goldenen Knöpfe an der schwarzen Jacke.
Glück ist am Morgen nach Neujahr das Thema im Horizonte-Kindergarten der Pfarrgemeinde St. Godehard am Grünen Weg. Leiterin Sandra Glasmachers und ihr Team haben Glücksbringer in Miniatur dabei, Kleeblatt, Glückspilz und sogar einen fingergroßen Schornsteinfeger. Aber mit Heidenfels kann der nicht mithalten.
„Viel Glück für 2019 wünsche ich euch“, sagt der Meister mit einem Bezirk in Krefeld. Und dann erfahren die Kinder, dass die Uniformfarbe Schwarz ist, damit man den Ruß auf der Kleidung nicht sieht. Und dass das weiße Halstuch als Mundtuch genutzt wird, wenn der Schornstein gekehrt werden muss.
Mia will wissen, warum der Schornsteinfeger als Glücksbringer gilt. Und sie erfährt, dass die Männer dieses Berufsstandes vor Jahrhunderten übers Land gezogen sind und in den Städten die von Ruß zugesetzten Schonsteine fegten, damit sie wieder ohne Gefahr von Schornsteinbrand genutzt werden konnten.
„Dann sagten die Leute, was für ein Glück, dass wir wieder kochen und heizen können“, so Heidenfels. Die Schornsteinfeger von heute sind für mehr Aufgaben zuständig, als es ihr Berufsname andeutet: „Wir sind auch als Energieberater im Sinne des Umweltschutzes unterwegs und in der Vorbeugung gefragt, messen Abgase, verhindern, dass schädliche Gase ins Haus ziehen, kontrollieren Heizungen und beraten.“
Dass die Schonsteinfegermeister Zylinder tragen, habe mit einem englischen Edelmann zu tun, erzählt Heidenfels, der seit 30 Jahren tätig ist. Vor 300 Jahren sei ein Schornsteinbrand verhindert worden und „zum Dank“, so Heidenfels, „verfügte der Edelmann, dass alle Meister der Schonsteinfeger-Zunft Zylinder tragen sollten. Das war wie ein Ritterschlag.“
Ein Schornsteinfeger im Dienst geht nicht ohne seinen Schutzpatron aus dem Haus, den Heiligen Florian, der auch die Feuerwehrleute vor Unglück und Schaden bewahren soll. „Seht ihr? Hier auf den goldenen Knöpfen ist er zu sehen. Und auch auf dem Koppelschloss meines Gürtels. Wir müssen darauf achten, dass wir den Gürtel richtig herum anziehen und der Heilige Florian nicht auf dem Kopf steht. Das bringt uns sonst Unglück.“
Übrigens: Wenn Leute ihn treffen, so Heidenfels, „dann sagen sie oft: ,Jetzt gehe ich Lotto spielen.’ Aber“, lacht der Vorster, „fürs Lotto spielen gebe ich kein Glück. Nur für Liebe und Gesundheit.“ Und dann lässt er eine große Portion Glück bei Sandra Glasmachers: „Für unseren Kita-Neubau, den wir in diesem Jahr beginnen.“