Kreis Viersen Schützen haben Angst vorm Kneipensterben
„Hubertuseck“ und „Em Tömp“ suchen neue Pächter — andere Möglichkeiten für große Feiern gibt es wenige. Die ersten Jägerzüge weichen schon provisorisch auf Gärten aus.
Schiefbahn. Wird aus der Krise der Kneipen in Schiefbahn ein Kneipensterben? Derzeit sind zahlreiche Vereine und Gruppen, die bislang im „Hubertuseck“ oder in der Gaststätte „Em Tömp“ ihr Vereinslokal hatten, ziemlich aufgeschmissen. Denn beide Restaurants sind derzeit geschlossen. „Man kann diese Entwicklung nur sehr bedauern und hoffen, dass es bald Nachfolger gibt“, sagt Willichs Bürgermeister Josef Heyes, der ein Ur-Schiefbahner ist. Das hoffen beide Eigentümer übrigens auch.
Schon seit langer Zeit gingen regelmäßig Gerüchte und Mutmaßungen durch den Ort, dass die Pächter des „Hubertus-ecks“, Karl-Heinz Heitmann mit seinem Sohn Dirk, nicht mehr weitermachen. Kalle Heitmann hatte das Lokal in den 1990er Jahren übernommen. Nicht nur in der Karnevals- und Schützenzeit war dort richtig was los. Dort wurde getanzt, gesungen und es wurden unzählige Feste gefeiert.
„Die Gaststätte muss es bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg gegeben haben“, erzählen Kathi und Heinz Weger. Den beiden, 78 und 81 Jahre alt, die in unmittelbarer Nähe der Gaststätte und des Saales wohnen, gehört das „Hubertus-eck“. Das Ehepaar, das schon früher an anderen Stellen hinter den Tresen stand, unter anderem die Gaststätte „Lindenstube“ in Anrath führte, übernahm selbst von 1979 bis 1992 das beliebte Schiefbahner Lokal. Vorher waren dies die Eheleute Kauertz, davor Theißen.
„Wir haben schon einige Male mit dem Gedanken gespielt, einen anderen Pächter zu suchen“, will Kathi Weger auf Details, die schließlich zum Bruch führten, nicht näher eingehen. Jedenfalls war den Heitmanns die Pächtersuche bekanntgeworden. „Daraufhin haben sie selbst wohl aus Verärgerung darüber den Pachtvertrag gekündigt“, erzählt die Ex-Wirtin. Am 30. April war der letzte Arbeitstag der Heitmanns.
Seit Langem war das Hubertuseck das Bruderhaus der St. Sebastianus Bruderschaft, die mit ihrem Brudermeister Michael Klein auf den Wechsel relativ schnell reagiert und kürzlich in der Gaststätte „Be dem Bur“ (Hoster) auch schon ein neues Domizil gefunden hat. Auch dort hatte es zuletzt einige Pächter-Wechsel gegeben. Bis am 1. August 2017 Angie Göllner dort das Zepter mit Unterstützung ihres Mannes Frank in die Hand nahm. Die zwei waren bei der Bruderschaft keine Unbekannten, denn 2016 waren die Beiden das amtierende Königspaar in Schiefbahn.
„Und die Arbeit hier macht mir richtig Spaß“, sagt Pächterin Angie Göllner, die mit ihrem Servier-Team beim bevorstehenden Schiefbahner Schützenfest (16. bis 19. Juni) einiges zu tun haben dürfte. Immerhin haben dann dort 25 Schützenformationen ihr Wachlokal — Rekord. Die anderen Jägerzüge fanden irgendwo anders ein Quartier, so unter anderem im Diepeshof, im Vereinsheim des SC 08 oder provisorisch in privaten Gartenanlagen. Denn viel Auswahl gibt es in Schiefbahn nicht mehr.
Auch in der Gaststätte „Em Tömp“ war der jüngste Pächter-Wechsel zu Waltraud Bors nur von relativ kurzer Dauer. Seit über drei Monaten steht das Lokal leer. „Wir suchen derzeit dringend einen Nachfolger, haben auch schon die ersten Gespräche mit Interessierten geführt“, betont Eigentümer Josef Ziemes. Gerade hatte sich eine Interessentin aus Kaarst vorgestellt.
Mit dem gastronomischen Betrieb weitermachen will auch das Ehepaar Weger. Auch sie suchen einen neuen Pächter. Interessierte können sich unter Tel. 02154/87303 melden. Zudem soll die Gaststätte von Grund auf modernisiert werden: mit neuen Fliesen, einer modernen Küche und neuem Mobiliar für den kleinen Saal. Die Arbeiten haben gerade begonnen.