Neersen Seniorenheim: Ärger über das Rote Kreuz
DRK-Landesverband will keine Seniorenwohnungen bauen. Die Politik ist verärgert.
Neersen. Die „unendliche Geschichte“ ist um ein Kapitel reicher: Der DRK-Landesverband hat die Stadt Willich schriftlich wissen lassen, dass er beim Bau einer Senioreneinrichtung in Neersen Abstand von den geplanten Wohnungen nimmt. Darüber wurden die Mitglieder des Sozialausschusses in der Sitzung am Dienstag informiert.
„Ich bin wahnsinnig enttäuscht“, erklärte CDU-Ratsherr Dieter Lambertz im Gespräch mit der WZ. Er erinnerte daran, dass das betreute Wohnen von Anfang an zum gewünschten Konzept des Hauses gehört habe und dementsprechend in der Ausschreibung festgelegt war.
Das DRK sieht das offenkundig anders: „Das Modul hatten wir im Rahmen der Ausschreibung als fakultatives Angebot angesehen“, heißt es in dem von Ramin Feriduni, Referatsleiter Alten- und Behindertenhilfe, unterzeichneten Brief.
Was die Ausschussmitglieder darüber hinaus verärgerte: Feriduni schreibt, er habe bereits in der Ausschusssitzung am 27. April über die „einstweilige Zurückstellung des Seniorenwohnens“ informiert. Daran kann sich in Willich allerdings niemand erinnern.
Bis zu acht Plätze im Betreuten Wohnen (sechs im Neubau) sollten in Neersen entstehen. Warum das DRK diese „nach intensiver verbandsinterner Überprüfung und Auslotung aller Rahmenbedingungen“ für nicht realisierbar hält, wird nicht weiter ausgeführt. Fachleute aus den Fraktionen vermuten wirtschaftliche Gründe: Es sei wohl lukrativer für den Betreiber, die vorgesehene Zahl von 44 vollstationären Pflegeplätzen zu erhöhen, im Gegenzug aber auf Seniorenwohnungen zu verzichten.
Der Beschluss zum Bau und Betrieb des Seniorenheims war nach jahrelangem Ringen und mehrfachen Anläufen im September 2015 durch den Stadtrat gefällt worden. Zuvor hatte es drei öffentliche Ausschreibungen zu dem Projekt gegeben. Die Zahl der Bewerber sank dabei von anfangs 14 auf am Ende zwei — von dem einer noch absprang. Übrig blieb nur der DRK-Landesverband, der dann den Zuschlag bekam. Dessen Gremien gaben Ende April endgültig „grünes Licht“ für das Projekt - ohne in dem damals an die Stadt geschickten Schreiben das Seniorenwohnen zu erwähnen.
Die Fraktionen haben sich im Ausschuss darauf verständigt, am 7. Juli in der Ratssitzung das Altenheim erneut zum Thema zu machen. Bis dahin will man sich beraten. Die Verwaltung verdeutlichte, dass ein neuer Beschluss auf jeden Fall notwendig ist, da das DRK die damals verhandelten Vertragsinhalte geändert habe.
Der Rat könnte die inhaltliche Änderung auch einfach ablehnen. Offen ist, ob das DRK dann das Haus noch bauen wird. Angesichts der mehr als schwierigen Vorgeschichte erscheint es auch unwahrscheinlich, dass man einen anderen Investor für das Haus finden könnte. Dieter Lambertz kündigte gegenüber der WZ an, er persönlich werde dabei nicht mehr mitgehen, wenn das DRK nun „scheibchenweise“ von Vereinbarungen abrücke.