Serie: Warum heißt meine Schule so? Lise-Meitner-Gymnasium: ungeliebter, Name längst geschätzt

Anrath · Der Name Lise-Meitner-Gymnasium war zunächst ausgeschlossen, wurde dann aber vorgegeben. Die Schule hat einen guten Ruf für ihre naturwissenschaftliche Ausrichtung.

Heute weisen Schilder mit dem Konterfei der Wissenschaftlerin auf das LMG hin.

Foto: Norbert Prümen

. (svs) Als zur Gründung des Lise-Meitner-Gymnasiums über den Namen entschieden wurde, da stand der Name Lise Meitner zwar auf der ersten Liste mit acht Personen, auf der auf vier Namensgeber verkürzten Liste aber fehlte er. Erst ein Eingriff des seinerzeitigen Schulausschussvorsitzenden Norbert Schlöder (CDU) brachte, gegen den Willen von Elternschaft und Schulleitung, den Namen wieder ins Spiel. Grund: Neben Agnes Miegel sollte eine zweite Frau Namenspatronin einer Willicher Schule sein. Am Ende wurde der zunächst ungeliebte Name gewählt. Im Rückblick ist es eine durchaus gute Entscheidung, denn Meitner darf fraglos als eine der Größen der Geschichte angesehen werden, die gleichermaßen für wissenschaftliche Exzellenz wie für Frauenrechte steht. Als erste Frau in Deutschland überhaupt habilitierte sie in Deutschland in Physik und lehrte an der Universität Berlin, bis sie, aufgrund ihrer jüdischen Abstammung, 1933 die Lehrerlaubnis entzogen bekam. Auch in ihrem Studium war die 1878 in Wien geborene Physikerin die zweite Frau überhaupt.

Meitner war mit Otto Hahn eine führende Expertin für Radioaktivität vor dem Krieg und folgte ihrem Idol Marie Curie in dieser Hinsicht. Vor dem Zweiten Weltkrieg floh sie nach Schweden und setzte sich bis zu ihrem Tode vor allem für die friedliche Nutzung der Kernenergie ein. Das Lise-Meitner-Gymnasium hat seine zu Beginn aufgrund des Zustandekommens umstrittene Namenspatronin längst inhaltlich angenommen, auch wenn sogar viele Schüler und Eltern nicht wirklich viel mit der historischen Persönlichkeit anzufangen wissen. Das Gymnasium machte sich aber schnell einen Namen für seine naturwissenschaftliche Ausrichtung. „Seit 2005 hat unsere Schule über 80 Preise bei ,Jugend forscht‘ gewonnen, darunter 24 erste Preise, und 21-mal belegten wir den zweiten Platz. Zweimal wurden wir Bundessieger beim Bundesumweltwettbewerb, viermal Landessieger, siebenmal Vize-Landessieger. Darüber hinaus erzielte das Lise-Meitner-Gymnasium 29 Sonderpreise, acht erste Preise beim Willicher Umweltschutzpreis, und wir wurden auch anderweitig vielfach für unsere Arbeiten bei ,Jugend forscht‘ ausgezeichnet: Sieben Mal erhielten wir den Schulpreis des Landes NRW für besonders erfolgreiche Förderung von Jugendlichen, den WZ-Schulpreis und den Heinz-Sielmann-Schulpreis“, schreibt Schulleiter Thomas Prell-Holthausen in der Schulchronik. Auch soziale Projekte werden in der Schule großgeschrieben. Auch das ist durchaus mit dem Lebenswerk der Vorkämpferin für Frauenrechte in Einklang zu bringen.

(svs)