Solidaritätskonzert in Neersen Ein Konzert für die Ukraine

Neersen · „Nein zum Krieg in der Ukraine“ lautete der Titel eines Solidaritätskonzertes am Samstag in Neersen.

 Aus der Ukraine geflüchtete Menschen erzählten beim Konzert im Wahlefeldsaal von ihren Erfahrungen. Wolfgang und Radmila Boochs hatten die Veranstaltung organisiert.

Aus der Ukraine geflüchtete Menschen erzählten beim Konzert im Wahlefeldsaal von ihren Erfahrungen. Wolfgang und Radmila Boochs hatten die Veranstaltung organisiert.

Foto: Norbert Prümen

(tre) Tränen sind in den Augen der aus der Ukraine geflüchteten Menschen zu sehen, als Radmila Boochs die ukrainische Nationalhymne im Neersener Wahlefeldsaal anstimmt. Begleitet von der Meerbuscher Konzertpianistin Anna Seropian, die aus Georgien stammt, berührt das emotional vorgetragene Musikstück die Besucher des Solidaritätskonzerts.

Unter dem Titel „Nein zum Krieg in der Ukraine“ fand im Wahlefeldsaal ein Konzert zugunsten der Menschen in der Ukraine statt. Die Idee zu dem Event hatten Wolfgang Boochs und seine Frau Radmila, die aus der Ukraine stammt und deren Mutter und Schwester dort leben. „2006 lernte ich meine Frau Radmila anlässlich der Fußball-WM beim Spiel der Ukraine gegen Spanien in Köln kennen. Meine Frau war Opernsängerin an der staatlichen Oper in Kiew und damals als Mitglied einer ukrainischen Tanzgruppe in Deutschland“, sagte Wolfgang Boochs in seiner Begrüßungsansprache und machte damit seine Verbundenheit zu dem Land deutlich.

Der Neersener war oft in Kiew, 2008 hatte er einen Lehrauftrag an der Finanzakademie in Irpin. Ein Ort, der nur 25 Kilometer von Kiew entfernt und derzeit stark umkämpft ist. „Die Uni, an der ich Honorarprofessor war, ist ebenfalls angegriffen worden“, berichtete Wolfgang Boochs nun. Für das Konzert konnte die Familie Boochs die St.-Sebastianus-Bruderschaft Neersen, den Lionsclub Willich, die Rotarier Willich sowie den Mönchengladbacher Teamverbund für Kulturelle Vielfalt als Kooperationspartner gewinnen. Die Schützen stellten den Saal zur Verfügung.

Neben den musikalischen Einlagen durch Radmila Boochs sprachen mehrere aus der Ukraine geflüchtete Menschen, darunter auch Professorin Irina Petrova, von der Lage vor Ort und der Flucht an sich. Die Ukrainerin, die in der vergangenen Woche in Leverkusen ankam, verbrachte 30 Stunden an der polnischen Grenze. „Es war bitterkalt. Meine Freundin und ich waren froh, dass wir eine Decke im Wagen hatten“, sagte Petrova. Die beiden Frauen waren mit dem Auto bis zur polnischen Grenze gefahren. Von dort ging es mit einem Bus weiter. Petrova berichtete von der angegriffenen Uni und den Zuständen im Land. Die um sich greifende Angst, das Eingesperrtsein mit Hunderten von anderen Menschen in einem Bunker – nicht nur sie, sondern auch die anderen Flüchtlinge machten die in der Ukraine herrschenden Zustände deutlich.

Über Skype hält die Familie Boochs derzeit Kontakt mit der Familie in der Ukraine. „Wobei wir versuchen werden, meine Schwiegermutter und Schwägerin nach Neersen zu holen“, sagte Wolfgang Boochs. Das vom Priester der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Düsseldorf gesprochene Friedensgebet beteten die Besucher im fast ausgebuchten Konzert voller Hoffnung mit. Der Abend zog neben Spenden weitere Kreise: So soll über die Jürgen-Kutsch-Stiftung ein Reisebus mit Platz für 50 Personen gechartert werden, der Flüchtlinge an der polnischen Grenze aufnehmen soll. Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) und sein Stellvertreter Guido Görtz (CDU) sagten Hilfe durch die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen zu. Die Spenden an sich werden der griechisch-katholischen Kirche in westukrainischen Mukachevo überwiesen, Radmila Boochs kennt den dort lebenden Priester. Viele Menschen flüchten aktuell in den Westen des Landes. Mit dem Geld soll ihre Versorgung sichergestellt werden.