Tönisvorst Sport fühlt sich vernachlässigt
Bei einem Treffen der Vereinsvertreter gab es auch Kritik an Bürgermeister Thomas Goßen.
Tönisvorst. „Uns geht es nicht ums Geld. Nicht nur wir fühlen uns seit Jahren in und von dieser Stadt vernachlässigt“, sagte Helmut Thommessen, 1. Vorsitzender des Spielvereins (SV) St. Tönis. Gerade hatten im SV-Clubhaus Vertreter von zwölf Tönisvorster Vereinen den Dialog mit einigen Kommunalpolitikern aufgenommen. Der Frust einiger Vereinsvertreter musste erst mal raus.
Auch die Sportlerehrung, die es in Tönisvorst seit 2015 nicht mehr gibt, war ein Thema. Dazu Roland Beurskens (Vorsitzender, TV Vorst): „Es ist schon jämmerlich, dass unsere besten Sportler, darunter Europameister und Deutsche Meister, nicht bei uns, sondern beim Kreis geehrt werden und dass wir mit unseren über 8000 aktiven Sportlern und Sportlerinnen keine Plattform haben, auch um den Ehrenamtlichen den Dank für ihr Engagement auszusprechen.“
Blicken wir kurz zurück: Vor allem wegen fehlender finanzieller Unterstützung durch die Stadt beziehungsweise einer anderen Förder-Praxis der Sparkassen-Stiftung hatte sich 2015 der Tönisvorster Stadtsportverband aufgelöst. Roland Beurskens war der letzte Vorsitzende dieses Dachverbandes von derzeit 23 Vereinen. Das Geld war damals nicht nur für die Sportlerehrung, sondern auch als Unterstützung für die Übungsleiterausbildung oder zur Förderung des Breitensports dringend gebraucht worden, kam aber nicht mehr.
Kritik dazu kam jetzt erneut vom SV-Finanzwart Heinz-Gerd Stroecks. Er ist Sprecher der Sportvereine, die in diesem Jahr schon mehrfach zu „Krisensitzungen“ zusammengekommen waren. Nicht so gut kam dabei Bürgermeister Thomas Goßen weg, der dem Vorstand der Tönisvorster Sparkassenstiftung angehört. Stroecks: „Er war so eine Art stiller Vertreter des Sports, aber er war uns viel zu still.“ Vermisst wurde zudem an dem Abend, zu dem der Kreissportbund eingeladen hatte, eine fundierte Sportstätten-Konzeption in Tönisvorst und auch ein aktiver Vertreter des Sports im Sportausschuss.
„Diesmal haben wir Thomas Goßen und seine Kämmerin extra nicht eingeladen, wollen nur mit der Kommunalpolitik reden“, begrüßte Stroecks im Clubhaus Vertreter von vier Fraktionen: Christian Rütten (CDU), Christa Voßdahls (SPD), Michael Lambertz (UWT) und Dr. Kristian Schneider (FDP). Der Kreissportbund war durch seine Vorsitzende und durch die Geschäftsführerin vertreten, Angelika Feller und Klaudia Schleuter. Moderator war Ronnie Goertz vom Landessportbund NRW.
„Im Vergleich zu den Nachbarstädten wird der Sport hier in Tönisvorst mehr als stiefmütterlich behandelt“, zeigten sich die Vereinsvertreter enttäuscht, darunter SV Vorst, Reiterverein Vorst, IG Altensport, Freischütz, Tanzkreise und die Rehabilitations- und Behindertensport-Gemeinschaft. Stroecks untermauerte dies mit der Anzahl der Kunstrasenplätze vor allem in Willich oder mit den Summen, die Kommunen für die Arbeit der Stadtsportverbände und für den Nachwuchs bereitstellen würden: „Alleine in Willich sollen dies im nächsten Jahr 38 000 Euro sein.“
„Kennt jemand von ihnen das aktuelle Sportstättenkonzept mit den Fakten, welche Sanierungen zukünftig in den Sportstätten anstehen?“ Auf die Frage des Moderators gab es ein Kopfschütteln in der Runde. „Auch wüssten wir gerne mal, was die Stadt und was davon der Sport von der Sport-Pauschale und von den höheren Landeszuweisungen erhält“, wurde weiter gefragt.
Die Kommunalpolitiker hörten sich erst einmal die Sorgen und Nöte der Vereine an. Auch deren Wunsch, einen Vertreter in den Sportausschuss zu entsenden. „Wir brauchen dazu ein Konzept und eine Legimitation, brauchen außerdem konkrete Anträge, können nicht mit der Gießkanne herum laufen, da wir mehrere Löcher zu stopfen haben“, sagte vChristian Rütten. Auch die anderen Politiker sicherten generell ihre Hilfestellungen zu. Christa Voßdahls: „Wir sind immer ansprechbar, aber zuletzt ist nicht viel von den Sportvereinen gekommen.“ Voßdahls bezeichnete den Umstand, dass es keine Sportlerehrung in Tönisvorst mehr gibt, als „sehr bedauerlich“.
So soll es nicht bleiben. Die Interessengemeinschaft der Sportler und Sportlerinnen denkt jetzt konkret darüber nach, selbst ab 2019 diese Sportlerehrungen durchzuführen. Einen neuen Stadtsportverband will man aber nicht gründen. Stattdessen soll in Kürze eine weitere Veranstaltung stattfinden. Dort soll ein Vertreter benannt werden, der dann dem Sportausschuss als beratendes Mitglied angehören soll — wenn einem entsprechenden Antrag gefolgt wird. Die vielen Fragen an dem Abend werden jetzt noch schriftlich zusammengestellt und als eine Art Anfrage dem Sportausschuss am 30. November vorgelegt.