Anrather Altenheim St. Josef Wurde 39-Jähriger wegen ihrer Krebserkrankung gekündigt?

Anrath · Die 39-jährige Elizabete Cardoso glaubt, dass sie ihre Stelle und ihren Ausbildungsplatz in St. Josef in Anrath verloren hat, weil sie krank ist.

Elizabete Cardoso möchte Altenpflegerin werden.

Foto: Joerg Knappe

Auf dem Foto auf der Anrichte im Wohnzimmer der Familie Cardoso lacht eine Frau mit langen, brünetten Haaren. Am Esszimmertisch sitzt eine Frau mit kurzen, braunen Haaren, deren Augen sorgenvoll blicken. Bei beiden Frauen handelt es sich um Elizabete Cardoso – einmal vor und einmal nach der Diagnose Brustkrebs. „Ich habe mir die Haare abschneiden lassen, weil ich es nicht ertragen könnte, wenn mir die langen Haare durch die Chemotherapie ausfallen. Kurz ist es für mich einfacher“, sagt Cardoso. Aber nicht nur die Erkrankung belastet die 39-Jährige: Seit Bekanntwerden ihrer Krankheit beim Arbeitgeber steht sie ohne Job und die Chance auf eine Ausbildung zur Altenpflegerin da.

„Ich habe am 12. Juli meine Krankmeldung eingereicht. Nur wenige Tage später erhielt ich die Kündigung zum 31. August. Im Schreiben wurde kein Grund für die Kündigung angegeben“, berichtet Cardoso. Sie war am Boden zerstört. Zumal für sie damit auch eine Ausbildung zur Altenpflegerin vom Tisch ist. Die Süchtelnerin sollte am 1. Oktober die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin im Anrather Altenheim St. Josef starten.

Schon 2013 arbeitete Cardoso in dem Altenheim im Service. Durch eine Versetzung ihres Mannes, der als Bauleiter arbeitet, zog die Familie, zu der zwei Kinder gehören, nach Wiesbaden. Als es durch einen erneuten beruflichen Wechsel ihres Mannes wieder in den Kreis Viersen zurückging, war für Elizabete Cardoso eins klar: „Ich werde dieses Jahr 40 und wollte nicht nur in einem Bereich als Aushilfe arbeiten, der mir am Herzen liegt, sondern darin auch eine Ausbildung machen. Die Kinder sind jetzt größer, und ich wollte mir mit der Ausbildung zur Altenpflegerin einen Traum erfüllen.“

Das Altenheim bot ihre eine dreiviertel Stelle als Übergang an

Sie wurde Ende Mai erneut im St.-Josef-Altenheim vorstellig. Dort überzeugte die dynamische und engagierte Frau. Am 1. Oktober sollte die Ausbildung starten. Um die Zeit zwischen Juni und Ausbildungsbeginn nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, bot das Altenheim einen Vertrag über eine dreiviertel Stelle in der Pflege an. Cardoso begann am 1. Juni in der Einrichtung.

Zur Freude über die Stelle und die Aussicht auf eine Ausbildung kam auf einmal Angst. Die 39-Jährige stellte einen Knoten in ihrer Brust fest. Es folgte ein Arzttermin, dem sich weitere Untersuchungen anschlossen. Dann die Diagnose: Brustkrebs. Danach die Kündigung. „Für mich ist es einfach komisch, dass ich, kurz nachdem ich die Krankmeldung eingereicht habe, die Kündigung erhielt. Für mich erweckt das den Eindruck, dass die Krankheit die Ursache ist“, sagt Cardoso. Etwas, das ihr Mann ebenso sieht.

Im Altenheim weist man das von sich: „Die Krankheit hat nichts mit der Kündigung zu tun. Wir haben Frau Cardoso gekündigt, weil sie sich nicht in der Altenpflegeschule angemeldet hat, obwohl wir sie darauf hingewiesen haben, dass sie dies für die Ausbildung machen muss“, sagt Einrichtungsleiterin Silvia Anna Küppers. Cardoso betont, sie habe nicht gewusst, dass sie sich bei der Schule hätte anmelden müssen. Dieser Grund wurde auch nicht in der Kündigung genannt, sondern auf Nachfragen mitgeteilt.

In der Ausbildung zur Altenpflegerin sieht es so aus, dass der praktische Teil in einem Altenheim oder einer ambulanten Einrichtung erfolgt und die Theorie in einer Schule erarbeitet wird. „Es ist rechtlich alles korrekt abgelaufen. Zumal wir bei der Entscheidung zur Kündigung noch gar nichts von der Erkrankung gewusst haben. Wir haben die Mitarbeitervertretung unseres Hauses von der geplanten Kündigung vorab informiert. Sie hat zugestimmt, und wir haben die Kündigung zugestellt“, sagt Gerhard Otten von der Personalleitung.

Auch wenn rechtlich alles korrekt gelaufen ist, bleibt für Cardoso die menschliche Seite. Dass sich ausgerechnet ein in kirchlicher Trägerschaft befindliches Haus so verhalten hat, macht sie traurig. Zur Traurigkeit kommt die Hoffnung, dass die Chemotherapie den Krebs bei ihr stoppen kann. Dann bleibt da nach wie vor der Traum von einer Ausbildung.