Stadtwerke: Personal fühlt sich verkauft

An der Mühlenstraße herrscht Unruhe. Viele Mitarbeiter werden künftig in Viersen arbeiten müssen.

Tönisvorst. Verkauft zu werden, darin haben sie Erfahrung - die Mitarbeiter der Stadtwerke Tönisvorst. Früher ein städtischer Betrieb, gingen sie vor Jahren ans RWE - Schuldentilgung á la Tönisvorst. So wurden die Folgekosten des Schwimmbadbaus ausgeglichen.

Vor gut zwei Jahren dann kauften die Niederrheinwerke Viersen die Stadtwerke. Wieder hieß es: Alles bleibt beim Alten. Ein Versprechen, das so nicht mehr gilt. Es wird Personal zwischen den Städten hin- und hergeschoben.

Das sorgt für Unruhe. Wer muss seinen Stuhl räumen? Wer muss künftig nach Viersen fahren? Das sind Fragen, die sich die Beschäftigten an der Mühlenstraße stellen. Vor allem, weil sicher ist, dass Geschäftsführer Albrecht Mensenkamp seinen Schreibtisch künftig in der Kreisstadt stehen haben wird.

Jetzt kommen die lokalen Gegebenheiten ins Spiel. Die Stadtwerke sponsern Vereine, etwa den Stadtkulturbund. Hier gehen jährlich fünfstellige Beträge über die Theke. Ist damit künftig Schluss?

"Nein", erklärt Frank Kindervatter, Chef der Niederrheinwerke, und versucht, den Ball flach zu halten. Die Firmen würden zu einer wirtschaftlicheren Vorgehensweise gedrängt. Das bedeutet: Umstrukturierung. Entlassungen soll es nicht geben. "Wir haben Besitzstandswahrung zugesagt", so Kindervatter.

Stadtwerke Tönisvorst und Niederrheinwerke gründen eine neue, gemeinsame Tochterfirma für die Technik. Diese erledigt dann die Aufgaben vor Ort für beide Unternehmen. Geschäftsführer dieser Firma wird übrigens Albrecht Mensenkamp, der dann noch neue Aufgaben hinzu bekommt.

Für die Kunden soll sich überhaupt nicht so viel ändern, versichert der Niederrheinwerke-Chef. Der Vertrieb bleibt an der Mühlenstraße, die Ansprechpartner sollen die Gleichen bleiben. Die Personal- und Raumplanung sei noch nicht abgeschlossen. Aber es werde wohl ein "buntes Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel" geben.

Das sehen viele Angestellte auch bereits so kommen. Die Stimmung ist gedrückt bis gereizt, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Und immer wieder wird Kritik an der Führung laut. Man erfahre nichts, niemand erkläre sich für zuständig, gerüchteweise sei zu erfahren, dass bestimmte Technik-Bereiche aus Viersen nach Tönisvorst kämen.

Frank Kindervatter weiß von dem Unmut in der Belegschaft. "Das ist auch in Viersen so. Aber das ist immer, wenn etwas umgebaut wird." Er betont nochmals, dass niemand schlechter gestellt sein soll. Und nochmal, auf Aktionen angesprochen, die in Tönisvorst oft mit Erfolg durchgeführt wurden: "Das bleibt davon unberührt."

Für den Mitmachzirkus allerdings gibt es bis jetzt keinen Termin. Und Kochkurse, die bislang mit großer Beteiligung liefen, stehen offenbar auch nicht mehr auf der Agenda.