Tags ruhig, nachts Randale

Betrunkene Jugendliche regen Anwohner am Willicher Markt auf. Die Stadt schreitet jetzt ein.

Willich. Das Problem stinkt Christel Hinzen ganz gewaltig. Den (vorläufigen?) Höhepunkt erlebten sie und ihre Nachbarn rund um den Willicher Marktplatz am vergangenen Wochenende: Pöbelnd und lärmend zogen - offenbar angetrunkene - Jugendliche in den Nächten zu Samstag und Sonntag durch den Ortskern. Poller wurden rausgerissen, Anwohner beschimpft, Hauseingänge zu öffentlichen Bedürfnisanstalten umfunktioniert.

"So kann es doch nicht weiter gehen", sagt Christel Hinzen. An der Kreuzstraße hinter der Kirche betreibt sie in ihrem denkmalgeschützten Haus ein Tabakgeschäft. Die Lage ist offenbar das Problem: Die dunkle Ecke zwischen der Rückseite von St.Katharina und dem Hinzen-Haus lockt nachts ebenso dunkle Gestalten an.

Besonders gern pinkeln sie dort gegen die Wände. "Vor allem im Sommer stinkt das grauenhaft", beklagt sich Christel Hinzen. "Diese Ferkelei ist doch nicht mehr feierlich."

Beim Pinkeln allein belassen es die Unbekannten nicht. "Als ich mich beschwerte, riefen die zurück: Mach’ das Fenster zu, du Schlampe", berichtet die Anwohnerin. Möglicherweise als Folge ihrer Beschwerden seien ihr in der Vergangenheit auch Rollladen beschmiert und eine Fensterscheibe eingeworfen worden: "Über 900 Euro hat das damals gekostet." Zum Glück war sie versichert.

Von "bedrohlichen Zuständen" berichtete auch Julius Haus. Er hat sein Immobilienbüro an der Kreuzstraße und erzählt ebenfalls von "besonders aggressiven Jugendlichen". Nach einem solchen Wochenende ständen dann jede Menge leere Flaschen am Markt.

Bei Alfred Erren, Vorsitzender des Werbering, nutzen die Jugendgruppen die Überdachung vor seinem Schreib- und Spielwarenladen als Unterstand. "Dort ist es trocken und warm." Die Polizei fahre am Markt zwar Streife, könne aber mit nur einem Fahrzeug in der Nacht nicht ständig vor Ort sein, sagt er. Julius Haus übt dagegen deutliche Kritik: Ordnungsamt und Polizei hätten sich bislang völlig machtlos gezeigt.

Was sich aber ändern soll. Nach dem vergangenen Wochenende sind nämlich jede Menge Beschwerden auf dem Schreibtisch von Martin Zinnel gelandet. Der Geschäftsbereichsleiter für Einwohner und Ordnung bei der Stadt verspricht: "Wir werden da schnell reagieren." Schon gestern Nachmittag hat er das Problem mit Willichs Polizeichef Theo Pasch besprochen.

Darüber hinaus will Zinnel die insgesamt vier Außendienstler des Ordnungsamtes bitten, im Ortskern verstärkt Präsenz zu zeigen. Er warnt aber vor allzu großen Erwartungen: Das Problem werde nur verdrängt, die Betroffenen tauchten dann künftig an anderen Stellen im Ort auf.

"Wenn 14-Jährige um Mitternacht angetrunken einen Zug durch die Gemeinde machen, können Polizei und Ordnungskräfte allein wenig ausrichtend. Viel stärker ist da das Elternhaus gefragt", betont er.