Baumarkt-Plan ärgert Anwohner

Protest: Die Idee, unweit der Gesamtschule Einzelhandel anzusiedeln, regt die Bewohner rund um die Ackerstraße auf.

Willich. Die Ackerstraße am nördlichen Ortsrand von Alt-Willich trägt ihren Namen völlig zurecht: Die Fahrbahn endet vor Pollern am Rand eines Ackers, dahinter geht nur noch ein Fuß- und Radweg weiter. Davor liegen gepflegte Häuser, gepflegte Vorgärten. Die Ruhe wird nur morgens und mittags durch Schüler und Lehrer der nahe gelegenen Gesamtschule an der Kantstraße unterbrochen. Doch mit dieser Ruhe könnte es bald vorbei sein: Nur einen Steinwurf von den Häusern entfernt, plant die Stadt ein Einzelhandelsgebiet mit Bau- und Gartenmarkt, Fast-Food-Restaurant und Möbelmarkt.

"Das kann doch nur ein Aprilscherz sein." Völlig fassungslos reagierte Manfred Hönig, als ihm sein Nachbar Herbert Lühring zum ersten Mal von dieser Planung erzählte. Doch was Lühring da in der WZ gelesen hatte, ist alles andere als ein Scherz. Vielmehr sollen bereits in der Juni-Sitzung des Planungsausschusses die Weichen für die Einzelhandelsfläche gestellt werden. Was die Anwohner der Acker-, Kant- und Industriestraße jetzt auf die Barrikaden treibt.

Die Handzettel sind schon gedruckt, auf denen eine neu gegründete Bürgerinitiative vor den befürchteten Folgen der Planung warnt: Abgase, Ruß, Staub, Lärm und sinkende Werte ihrer Immobilien. Mit Unterschriften wollen sich die Anwohner dagegen stemmen.

"Überall werden heutzutage Wohngebiete verkehrsberuhigt. Und uns wollen sie den Verkehr direkt vor die Haustür führen", beklagt sich Manfred Hönig als einer der Betroffenen. Dabei hat er eine Planungsvariante im Auge, die jüngst im Ausschuss ein positives Echo fand.

Danach könnte die Ackerstraße irgendwann geöffnet und an die neue Einzelhandelsfläche angebunden werden. Mit der Ruhe wäre es dann vorbei, denn Baumarkt-Kunden könnten aus Richtung Bahnstraße die Ackerstraße benutzen.

Herbert Lühring macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: Im Bereich Kant-/Ackerstraße liegt das Jugendheim Maxx mit seinem Außengelände sowie ein Kindergarten und die Turnhalle der Gesamtschule. Durch hohes Verkehrsaufkommen gefährde man hier die Kinder.

Und Hakan Eroglu von der Industriestraße sieht sich betrogen: Erst vor einem Jahr hat er sein Haus gekauft, von einem Baumarkt direkt dahinter sei nie die Rede gewesen: "In den Bebauungs-und Flächennutzungsplänen taucht das Gelände als mögliches Wohngebiet auf." Nur dass die alte Bahntrasse zum Radweg werden soll, habe die Stadt ihm mitgeteilt.

Jochen Kock (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, versucht auf WZ-Anfrage den Ball flach zu halten. Beschlossen sei noch gar nichts, die Anwohner bekämen noch reichlich Gelegenheit, sich zu dem Vorhaben zu äußern. Außerdem sei im Moment nur von einer Fuß-/Radverbindung am Ende der Ackerstraße die Rede, die bei Bedarf "gegebenenfalls geöffnet werden könnte", wie es von der Verwaltung heißt.

Kock bestätigt aber auch, dass sich die Fraktionen bei der Ausschusssitzung am 3.April einig gewesen seien: Das vorgesehene Areal zwischen der Nordumgehung (L26n) und dem Gelände der Gesamtschule sei für einen Baumarkt gut geeignet, vor allem wegen der optimalen Verkehrsanbindung über die Landstraße bis hin zur A44. Und: In einem Gutachten zum Willicher Einzelhandel sei ausdrücklich festgestellt worden, dass ein Baumarkt im Stadtgebiet fehle.

Für die CDU erklärt Fraktionschef Siegfried Kirsch: "Wir sind mit den Vorstellungen für diesen Bereich grundsätzlich einverstanden." Dazu zählen auch die Rad- und Fußwege Richtung Acker- bzw. Industriestraße sowie die "vorläufige" Abpollerung der Industriestraße. Die CDU setze auf ein neues Verkehrskonzept für Willich. "Erst wenn das fertig ist, wird man über die Abpollerung entscheiden."

Den Anwohnern reicht das nicht. "Gegen eine Wohnbebauung an der Stelle hätten wir nichts. Aber einen Baumarkt wollen wir dort nicht haben", betont Herbert Lühring. Und Manfred Hönig ergänzt: "Willich hat riesige Gewerbeflächen. Warum soll eine solche Planung gegen den Willen der Bürger direkt neben einem Wohngebiet durchgedrückt werden?"