18. Markt in Neersen: „Jazz und Handwerk“zieht an

Neersen. Vor allem am Sonntag strömten die Besucher in Scharen nach Neersen. Sie sahen nicht nur zu, sie machten auch mit.

Neersen. War das ein Kontrastprogramm: Am Samstagabend ungemütlicher Nieselregen, Sonntag strahlender Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Kein Wunder, dass nach verhaltenem Auftakt das Gedränge auf der 18. Ausgabe von "Jazz und Handwerk" doch noch groß wurde.

Die Neersener Kaufmannschaft bewies ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Handwerker. Die Zahl der Aussteller wurde bewusst auf 41 reduziert. Viele Handwerker arbeiteten nicht nur vor den Augen der Besucher, sondern räumten ihnen sogar die Möglichkeit ein, selbst aktiv zu werden.

Samstag gegen 17 Uhr: Jürgen Wingerath trägt mehrere Pullover übereinander, friert trotzdem. Seine Fahrräder finden kaum Beachtung. Sonntag gegen 15 Uhr: Derselbe Fahrradhändler in frühlingshaftem Outfit, strahlend angesichts des großen Interesses an seinen Rädern: "Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung, jetzt macht es wieder Spaß."

So und ähnlich dürften alle gedacht haben, egal ob Handwerker, Musiker oder Besucher. Da nahm man auch gerne Wartezeiten in Kauf, die unumgänglich waren, wenn man Hunger oder Durst stillen wollte. Am Flammkuchenstand ("Pizza des Elsass") war die Schlange besonders groß, aber auch an der Crèperie war Geduld eine Tugend.

Wenn jemand etwas gerne macht, macht er es in der Regel auch gut: Sabina Hengstermann aus Beverungen präsentierte mit strahlendem Lächeln ihre Strickwaren mit dem markanten Namen "Wolllust in Maschen". "Ich bin zum ersten Mal hier, ich hatte einige Zeit auf der Warteliste gestanden", so die junge Frau. Was ihr aufgefallen war: "Die Aussteller bieten hier gute Qualität."

Das ist ein Verdienst von Elisabeth Schumann, die diesmal bei der Auswahl der Handwerker besonders kritisch war. Zehn Paar selbstgestrickte Socken und jede Menge "made in China"-Ware, das gab’s in Neersen nicht.

Findet man so einen tollen Markt auch in Berlin? Uwe Schummer, Bundestagsabgeordneter und Neersener, hatte eine klare Antwort parat: "Nicht mit diesem wunderbaren Ambiente." Er nahm sich vor, dem Gürtelmacher einen Besuch abzustatten.

"Wir haben Handwerker aus Deutschland, Frankreich und Belgien. Das ist richtig international hier", freute sich Organisator Thomas Gartz. Vom Bonbonmacher wehte ein verführerischer Duft herüber, Walter Könings töpferte mit Kindern. Während die Hände Samstag noch blaugefroren waren, machte das kreative Tun gestern Spaß.

Renate Grünwald bot im Schlosskeller (Tisch)-Wäsche aus reinem Leinen an. Die Krefelderin machte die Erfahrung, dass "die Leute ihr Geld zusammenhalten". Sie hört immer wieder, dass bei den Leuten die Schränke voll sind.

Schüler der Robert-Schuman-Gesamtschule präsentierten Ausschnitte aus ihrer Keep-on-Groovin-Show. Die Formation "Sharp 9" wollte sich Samstagabend vor größerem Publikum profilieren. Pünktlich zum Auftritt setzte aber Regen ein, der viele Besucher verjagte.

Wo Jazz draufsteht, kann Pop drin sein: Die bezaubernden Girlies von "Lime Green" kamen sehr gut an. "Super Jazz", ein selbstbewusster Name für die Düsseldorfer Formation. Jazz-Freunde mussten aber zugeben, dass die Musiker nicht zu dick aufgetragen hatten. Ein bekanntes Gesicht beim Becky-Becker-Quartett: Karl-Heinz Becker am Vibraphone ist alter Neersener.