Kabarett: Der Tornado aus Thüringen

Willich. Als „Kanzlersouffleuse“ redet und stichelt Simone Solga zwei Stunden lang schnell und pointiert. In der Motte folgt Gag auf Gag.

Warum die Frau von der Gleichstellungsstelle engagiert werden muss? Simone Solga mit ihrem Programm "Kanzlersouffleuse" wäre ein Highlight in jedem "normalen" Kabarettprogramm.

Am Donnerstagabend präsentiert sie sich im Schloss Neersen als politische Kabarettistin ersten Ranges, und die vielen Männer, die ihren Frauen offensichtlich zunächst widerwillig in die Motte gefolgt sind, tauen schnell auf.

Solga gibt die überlastete 40-Jährige, die sich ihr Geld in mehreren Jobs verdienen muss und nimmt so ganz nebenbei auch andere politische wie gesellschaftliche Gegebenheiten aufs Korn. Der Beipackzettel, der jetzt auch harmlos erscheinenden Lebensmitteln beiliegen muss, zum Beispiel dem von ihr bevorzugten chinesischen Tee.

Patent, wie die Frau aus Thüringen nun mal ist, nutzt sie dazu ihre Aufenthalte in der Kantine des Kanzleramtes, wo die verschiedensten Politiker davon probieren, und wertet deren mimischen, gestischen und verbalen Entgleisungen als Nebenwirkungen ihres Tees.

Als Kanzlersouffleuse ist sie die Frau im Ohr der Merkel und dafür verantwortlich, dass die schneller spricht, als die Bürger denken - damit sie nicht merken können, was oder ob sie überhaupt etwas sagt. Dafür muss Solga natürlich noch schneller sprechen und dass tut sie ohne zu nerven fast zwei Stunden lang. Das Tempo, das Temperament!

Es braucht nicht lange, bis jeder im Publikum davon überzeugt ist, dass die zunächst vollmundig erscheinende Ankündigung ihrer selbst als "Thüringer Tornado" voll und ganz zutrifft.

Gag folgt auf Gag, so etwa die Anregung, dass Banken auf ihren Verträgen entsprechend der Warnhinweise auf Zigarettenpackungen den Aufdruck verpassen sollten: "Das Treiben unserer Angestellten kann ihr Erspartes gefährden!" Oder die Analyse, dass die Forderung Ronald Pofallas, die Politik solle sich verjüngen, auch bei ihm schon Niederschlag gefunden habe. Als ihm vor kurzem ein Kollege anerkennend auf die Schulter geklopft habe, hätte Pofalla ein Bäuerchen gemacht.

Mühelos schlüpft sie in die Haut mancher Menschen, die ihr bei ihrem Weg durch die Politik begegnen. Sei es der ehemalige Schulkamerad aus DDR-Zeiten, der jetzt mit seinem Schäferhund Rommel für die Sicherheit im Kanzleramt sorgt und das Spitzeln und Denunzieren immer noch nicht verlernt hat. "Das ist wie Fahrradfahren", kommentiert er selbst.

Die stets grummelige Putzfrau aus Sachsen oder "Vitali", Bodygard der Kanzlerin, ein Geschenk Putins an den Vorgänger Schröder, der "Nicht sprechen!" als Allheilmittel dagegen propagiert, dass die Souffleuse nicht im Sumpf der Politik versinkt. Solga erhält begeisterten Applaus. Viele der anwesenden Männer würzen ihn sogar mit Pfiffen!