Jubiläum: Seit 1908 Wohnen mit der AWG

Tönisvorst. Als „Kind der Not“ geboren hat sich die Tönisvorster Genossenschaft in 100 Jahren bewährt.

An der Zielsetzung hat sich wenig geändert: Preisgünstigen Wohnraum für eine breite Schicht der Bevölkerung anbieten. Das ist heute so und war vor 100 Jahren auch schon so.

Als "Kind der Not", wie es in der Jubiläumsschrift heißt, gründeten deshalb 16 St. Töniser auf Initiative des Katholischen Arbeitervereins am 22. April 1908 die "Arbeiterwohnungsgenossenschaft St.Tönis". Die wurde zwischenzeitlich umbenannt und feiert nun als Allgemeine Wohnungsgenossenschaft Tönisvorst ihren runden Geburtstag.

100 Jahre, zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen und ein -wunder später ist das im Gründungsprotokoll festgelegte Ziel, "gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen für unbemittelte Familien zu beschaffen", geblieben. Nur die Schwerpunkte haben sich verlagert.

In den ersten Jahren standen vor allem Baumaßnahmen im Mittelpunkt. Los ging es 1910 und allein zwischen 1927 und 1935 wurden 77 Häuser unter anderem am Nordring und Hülser Straße (Kress-Siedlung) errichtet.

Die Genossenschaft kooperierte dabei eng mit der Gemeinde St.Tönis. Kommunale Vertreter engagierten sich sogar im Vorstand und Aufsichtsrat. Eine Regelung, die erst Anfang der 70er Jahre aufgehoben wurde.

1932 wurde die AWG durch den Regierungspräsidenten als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen anerkannt. Den einsetzenden Bauboom nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich auch die AWG an. Allerdings stieg die Nachfrage nach größeren Wohnflächen und mehr Wohnkomfort. Die AWG stieß angesichts der Baukosten finanziell an ihre Grenzen.

Nachdem in den 70er Jahren das Ende der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg in Tönisvorst erkennbar war, begann die Genossenschaft vorrangig Ein- und Zweifamilienhäuser zu verkaufen. Die Bautätigkeit geriet in den Hintergrund. Eine wichtige Aufgabe waren auch die Bemühungen, Flüchtlinge, später auch Gastarbeiter und Aussiedler im Ort zu integrieren.

In den letzten zehn Jahren stand die AWG vor neuen Herausforderungen. Die Pflege des Wohnbestandes, der derzeit aus 72 Gebäuden mit insgesamt 412 Wohnungen und rund 28 000 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche, vier Eigentumswohnungen und 158 Garagen- und Stellplätzen besteht, wird, so die Genossenschaft, Hauptaufgabe des Unternehmens in Zukunft sein.

Erfreulich: der Leerstand und damit der Mietausfall liegt bei nur drei Prozent. Die AWG verfügt über den größten Bestand an Wohnungen im sozialen Wohnungsbau in Tönisvorst. est