Versteigerung in St. Tönis: Räumungsverkauf in der Schule

St. Tönis Möbel und Inventar der Grundschule am Kirchplatz wechseln vom Klassen- ins Kinderzimmer.

St.Tönis. Das waren Hingucker: Schulstühle wurden am Samstag auf Fahrrädern durch die St.Töniser Innenstadt spazieren gefahren. Menschen trugen riesige aufgerollte Landkarten aus Grundschulzeiten an St. Cornelius vorbei Richtung Parkplatz Ringstraße.

Und Anhängerweise wurden Schulbänke vom Kirchplatz aus wegtransportiert. Dabei ging alles mit rechten Dingen zu. Wenn es auch ein Abverkauf mit Wehmut war.

Denn die Gemeinschaftsgrundschule Am Kirchplatz ist auf dem Weg zu ihrem allerletzten Schultag im Juni nun in die Zielkurve eingebogen. Am Samstag hieß es: Ausverkauf! Alles, was nicht mehr für die verbliebenen Viertklässler gebraucht wird, wurde verkauft.

Für manchen St.Töniser war es die Gelegenheit, die alte Schule noch einmal zu besuchen. Karin Löcher, Vorsitzende des Akkordeon-Orchesters, erinnerte sich mit Hausmeister Johannes Thelen an die Zeiten, als die Schule mit hunderten Schülern richtig voll war.

Sie kannte die Schule noch als reine Mädchenschule. Es stimme sie traurig, dass das Kindergeschrei in der Pause bald Geschichte sein werde, sagte sie.

Wer sich für Schulmöbel interessierte, hatte für Gespräche wenig Zeit. Bereits nach einer Stunde waren die besten Stücke weg. Nur wenige Stühle, darunter schon kein klassischer Holzstuhl mehr, waren mittags übrig. Auch bei den Tischen war die Auswahl nur noch klein. Besser erhaltene dürften jetzt so manches Kinderzimmer in der Stadt zieren.

Verkauft wurden auch Lernmaterialien. Angefangen beim Karten-Halter, der so mancher Beamer-Leinwand nun Halt geben dürfte, bis hin zu Karten aus dem Sach- und Fachunterricht. Auf die Frage, was man denn mit solchen Karten mache, meinten die Eheleute Behnke:

"Die machen sich im Kellerabgang sehr gut." Und so zogen die Behnkes und viele andere mit Karten von Nordrhein-Westfalen, den Zahlen im Hunderterbereich oder Getreidesorten nach Hause.

Gekauft wurden auch Fahrräder und Gegenstände, die mit Schule weniger zu tun haben. Zur selben Zeit fand auf dem Schulhof die Versteigerung von Fundstücken statt. Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten lief zu Höchstform auf, als er Räder, Handys und andere Fundstücke unter den Hammer brachte. "Eine Lederjacke, butterweich!" pries er an.

Gingen bei vielen Versteigerungen die Startpreise eher in die Höhe, so gingen sie hier schon mal runter. Die Jacke brachte nicht fünf, nur zwei Euro.

Und zwei Paar brandneue Schuhe, beide Größe 40, gingen ohne Anprobieren für zusammen zehn Euro an den neuen Eigentümer. Für Schouten unbegreiflich, wie man so etwas verlieren könne. Aber immerhin: Auf diesem Weg und durch den Verkauf der Schulmöbel flossen einige Euros in die Stadtkasse.

Zufrieden dürfte eine Frau die Versteigerung verlassen haben, die mit der Enkelin zu Fuß unterwegs war. Fahren ging nicht mehr, denn Oma hatte nicht nur einmal mitgesteigert. "Schau mal, die Oma hat gleich zwei Fahrräder", rief das Mädchen jedenfalls stolz der Mutter zu.