Das Ferien-ABC P wie Partnerschaft Erinnerungen an 40 Jahre Städtepartnerschaft

Tönisvorst. · 1979 wurde die Partnerschaft von Tönisvorst und Sées besiegelt. Gefeiert wurde diese im September 1979.

 1979: Der damalige Tönisvorster Bürgermeister Richard Beckers (l.) und sein französischer Amtskollege André Dubuisson zeigen das Gastgeschenk aus Tönisvorst, ein Bild des Ratshausplatzes.

1979: Der damalige Tönisvorster Bürgermeister Richard Beckers (l.) und sein französischer Amtskollege André Dubuisson zeigen das Gastgeschenk aus Tönisvorst, ein Bild des Ratshausplatzes.

Foto: Partnerschaftskomitee

Mit der Musik fing es an. Das Akkordeon-Orchester St. Tönis nahm im Frühjahr 1977 Kontakt zum deutsch-französischen Jugendwerk auf. Man sei auf der Suche nach einem Akkordeon-Orchester in Frankreich, schrieb der damalige Schriftführer Rolf Schumacher dem Jugendwerk. Kurze Zeit später bekam Schumacher Post: In der 4700 Einwohner zählenden Gemeinde Sées in der Normandie, rund 180 Kilometer von Paris entfernt, gebe es einen Accordéon-Club, der an einem Austausch interessiert sei.

Briefe gingen hin und her. Im Januar 1978 gab es ein erstes Treffen und eine Abordnung aus Sées kam nach St. Tönis. Noch im selben Jahr fuhren einige St. Töniser nach Sées. Auch die Bürgermeister der beiden Orte lernten sich kennen und kamen auf die Idee, eine Städtepartnerschaft aus der Taufe zu heben. Vereine wurden mit ins Boot geholt, und bald stand fest: An Pfingsten 1979 soll die Städtepartnerschaft in St. Tönis, im September 1979 in Sées mit offiziellen Feiern besiegelt werden.

Für Tönisvorst wurde dieses Pfingstfest aus zwei Gründen unvergesslich: Erstens wurde eine Partnerschaft mit einer Stadt in Frankreich geschlossen, einem Land, das lange als Deutschlands ärgster Feind galt. Ganz offiziell wurden, 34 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, aus Feinden Partner und, wie sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen sollte, aus Partnern Freunde. Und zweitens wurde an diesem Tag aus der Gemeinde Tönisvorst, ein damals zehn Jahre alter Zusammenschluss von Vorst und St. Tönis, die Stadt Tönisvorst.

Auf dem Rathausplatz und bei weiteren Feiern rund um diese Ereignisse stießen unzählige Menschen, Deutsche und Franzosen, miteinander an. „1900 Liter Bier, 1000 Flaschen Wein, 900 Liter Limonade und Cola sowie unzählige Schnäpse“ habe die frisch geborene Stadt den Bürgern und den Gästen spendiert, hatte der im Mai verstorbene Rolf Schumacher notiert.

Die unterschiedlichen Sprachen seien nie eiin Hindernis gewesen

Auch Angela Frese und Michael Steeg, die langjährige und der aktuelle Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, erinnern sich an die Feiern. „Die ganze Stadt war voller Leute“, sagt Steeg. Es sei ein großes Volksfest gewesen. Steeg selber fuhr noch im gleichen Jahr mit der Freiwilligen Feuerwehr nach Sées. Etliche Besuche und Gegenbesuche folgten. „Die Basketballer waren da, die Handballer haben Turniere ausgetragen, auch Fußball wurde gespielt“, zählt Angela Frese auf. Die unterschiedliche Sprache sei dabei nie ein Hindernis gewesen. „Es gab immer jemanden, der die jeweils andere Sprache beherrschte“, sagt Angela Frese, die selber sehr gut Französisch spricht. „Ansonsten ging es irgendwie mit Händen und Füßen“, fügt Michael Steeg hinzu. Beide schwärmen von den vielen Fahrten nach Frankreich und den Freundschaften, die dabei entstanden sind.

Michael Steeg ist besonders ein Besuch in Erinnerung geblieben: „Wir waren gemeinsam mit den Franzosen an der Küste“, erzählt Steeg. Im Juni 1944 kämpften dort die Alliierten bei der Landung in der Normandie gegen deutsche Soldaten. 12 000 Opfer notieren die Geschichtsbücher über diesen Kampf. „Wir hatten auf einem Friedhof einen Kranz niedergelegt, einen Kreis gebildet und uns an den Händen gehalten. Da hat es richtig geknistert.“

Auch Angela Frese erinnert sich an eine besondere Begebenheit zu diesem Thema. „Der Mann der Komitee-Vorsitzenden auf französischer Seite hat uns irgendwann gestanden, dass er gegen die Partnerschaft war. Er hatte viele Menschen aus seiner Familie im Krieg verloren und hasste die Deutschen. Erst durch die Partnerschaft und den regen Austausch habe er diesen Hass überwunden.“

 Der aktuelle Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Michael Steeg unterzeichnete in diesem Jahr in Sées die Urkunde zur Erneuerung des Partnerschaftsvertrags. Im nächsten Jahr wird der 40-jährige Geburtstag in Tönisvorst nachgefeiert.

Der aktuelle Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Michael Steeg unterzeichnete in diesem Jahr in Sées die Urkunde zur Erneuerung des Partnerschaftsvertrags. Im nächsten Jahr wird der 40-jährige Geburtstag in Tönisvorst nachgefeiert.

Foto: Partnerschaftskomitee

Auch wenn die Ablehnung überwunden ist und aus den Deutschen und den Franzosen mittlerweile Europäer geworden sind, soll die Städtepartnerschaft weiter gepflegt werden. „Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir junge Familien haben, die an einem Austausch interessiert sind und auch die Rupert-Neudeck-Gesamtschule einen Schüleraustausch aufbauen möchte“, sagt Michael Steeg.

Die Jubiläumsfeiern der Gegenwart werden entzerrt: In diesem Jahr ist das 40-jährige Bestehen in Sées gefeiert worden, für das nächste Jahr plant das Komitee an Christi Himmelfahrt eine Jubiläumsfeier in Tönisvorst.