St.Tönis: Der Pflegefall der Region

St. Cornelius hat zu wenig Personal: Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hätten fünf von sechs pastoralen und administrativen Mitarbeitern der Gemeinde gekündigt.

St.Tönis. Hinter den Kulissen der Pfarre St.Cornelius rumort es kräftig. "Das bisher funktionierende Gemeindeleben ist am Boden und kann kaum wiederbelebt werden, wenn sich nicht schnell etwas ändert", sagt Axel Stangenberg. Das Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Cornelius übt harsche Kritik an Pfarrer Klaus Stephan Gerndt, der seinen Dienst vor rund einem Jahr in der St.Töniser Pfarre angetreten hat.

Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hätten fünf von sechs pastoralen und administrativen Mitarbeitern der Gemeinde gekündigt. Zuletzt reichte der seit 16 Jahren in der Pfarre tätige hauptamtliche Kirchenmusiker die Kündigung ein. Neben persönlichen Gründen sei für seinen Entschluss ausschlaggebend gewesen, dass Pfarrer Gerndt ihm keine Zukunfts-Perspektive bieten könne.

Drei Mitarbeiterinnen der Pfarre seien ebenfalls gegangen, zwei durch Eigenkündigungen. Und nach nur zwei Jahren verließ Kaplan Heringer die Gemeinde.

Offiziell um seine Doktorarbeit schreiben zu können. Inoffiziell sei es jedoch ein offenes Geheimnis, dass zwischen Pfarrer und Kaplan ein angespanntes Verhältnis bestand. Interessant: Heringer übernimmt eine Vikarstelle in Inden bei Jülich - eine zeitintensivere Arbeit als bisher.

Von den fünf vakanten Stellen sei bisher nur eine Bürokraft in Teilzeit befristet ersetzt worden. Weder die Stelle des Kirchenmusikers noch die des Kaplans sollen, laut Stangenberg, ersetzt werden.

Für rund 11000 Gemeindemitglieder steht somit nur noch ein pastoraler Mitarbeiter, nämlich Pfarrer Gerndt, zur Verfügung, der sich nun eigentlich allein um alle Aufgaben kümmern müsste. "Auch beim bestem Willen kann er diesen Anforderungen nicht gerecht werden", sagt Stangenberg.

Friedhelm Caspers, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, bestätigt die Personalprobleme: "Vor einem Jahr konnten wir noch anderen Gemeinden in der Nachbarschaft aushelfen.

Nun sind wir der Pflegefall der Region." Unterstützungen im Rahmen des Gemeindeverbundes, gebe es nicht. Für die Zusammenarbeit fehlten zum einen feste Strukturen, zum anderen hätten die Nachbargemeinden genug eigene Probleme.

Zudem sollen, so Stangenberg, die ehrenamtlichen Helfer, die sich bisher um die Vorbereitung der Erstkommunion kümmerten, das Handtuch geworfen haben. Elisabeth Sänger-Feindt hat sich tatsächlich Ende des vergangenen Jahres aus der Vorbereitung zurückgezogen - mehr möchte sie dazu nicht sagen, ließ sie ihren Mann ausrichten.

Dabei hatten die Pfarrangehörigen von St. Cornelius noch vor einem Jahr gehofft, dass es mit der Neubesetzung der Pfarrstelle zu einem Neuanfang in der Gemeinde komme.

"Doch Pfarrer Gerndt geht nicht aktiv mit den Problemen um, er sitzt sie aus. Er führt sein Personal nicht, bietet den Mitarbeitern keine Perspektive. Kein Wunder, dass die Ratten das sinkende Gemeindeschiff verlassen", sagt Stangenberg. Es fände keinerlei Dialog statt.

Laut Axel Stangenberg sei es nun nötig, dass klare Entscheidungen getroffen und die Stellen besetzt werden würden. Es müssten Personalpläne gemacht werden, die dann auch innerhalb der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) mit drei Kempener Pfarren und St. Godehard in Vorst zum Tragen kämen.

Pfarrer Gerndt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, der Bitte um Rückruf kam er nicht nach.