Suppenküche ist ein Erfolg
Neun Esser kamen zur Premiere vor einem Jahr ins Marienheim — heute sind es über 60.
St. Tönis. „Viel im Topf, aber weniger Esser“ — so titelte die WZ am 20. März 2014. Die „Suppenküchen“-Premiere tags zuvor im St. Töniser Marienheim war nur spärlich besucht gewesen. Gerade einmal neun Esser hatten den Weg in den großen Saal gefunden. Das gemeinsame Verspeisen der angebotenen Erbsensuppe mit Würstchen wirkte dadurch etwas trostlos.
Eine Besucherin der ersten Stunde war damals dennoch begeistert: „Ich mag Erbensuppe sehr gerne — aber für mich allein koche ich sie nicht“, sagte die 72-jährige Witwe. Zudem freue sie sich über Gesellschaft.
Fast genau ein Jahr später zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Mittlerweile kommen regelmäßig mehr als 60 Leute an jedem zweiten Mittwoch zur Mittagszeit ins Marienheim. Die verstärkte Werbung der Organisatoren sowie Mundpropaganda haben ihre Wirkung offensichtlich nicht verfehlt.
Jeder ist willkommen, das Angebot richtet sich nicht ausschließlich an Bedürftige. Viele verstehen den Mittwoch vor allem als festen Termin, um sich zu treffen und zu plaudern. Wegen der Gemütlichkeit sitzt man inzwischen im kleineren Konferenzraum, in dem auch der Kirchenchor probt.
„Man kann mit Fug und Recht von einer Erfolgsgeschichte sprechen“, sagt „Chefkoch“ Johannes Thelen. Der 69-Jährige leitet das etwa achtköpfige Team der Ehrenamtlichen, die in der alten Küche der Einrichtung Suppen, Eintöpfe und mehr zubereiten. So standen schon Irish Stew, Gaisburger Marsch — ein schwäbisches Traditionsgericht — und Minestrone auf dem Speiseplan.
Gestern, zum Einjährigen, gab es Rosenkohleintopf. „Für die zwei großen Pötte haben wir unter anderem mehr als sieben Kilo Kartoffeln, fünf Kilo Zwiebeln und vier Kilo Möhren geschnibbelt“, erklärt Thelen. Die Basis-Brühe aus Suppenhuhn und -grün wird stets 14 Tage vorher vorbereitet.
Ganz neu im Team ist Klaus Lenzen, er hatte gestern seinen ersten Arbeitstag mit Schürze und Kartoffelmesser. „Bislang bin ich immer zum Essen gekommen, meine Frau Gertrud hilft schon von Anfang an im Team mit“, so der 72-Jährige.
Falls die Zahl der Suppen-Fans demnächst die 80 übersteigen sollte, müssten die Verantwortlichen einen Umzug zurück in den großen Saal in Betracht ziehen. „Aber das wäre kein Problem“, so Thelen. Wir machen auf jeden Fall weiter.“