Theater: Helmut Zierl brilliert im Stück „Wir lieben und wissen nichts“
In dem Stück von Moritz Rinke geht es um schräge Charaktere mit Beziehungsproblemen.
St. Tönis. Zwei Paare treffen beim Wohnungstausch aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Völlig verschiedene Lebensentwürfe stehen sich gegenüber. Am Ende gibt es kein Happy End, man geht auseinander, nimmt aber seine ganz persönlichen Probleme mit. Moritz Rinke hat mit dem Schauspiel „ Wir lieben und wissen nichts“ ein höchst unterhaltsames Spiel um die Qual der Gefühle geschrieben, das mitunter etwas zäh läuft, aber eine Unmenge witziger und pointierter Dialoge auf die Bühne bringt.
Und wenn dann vier so hervorragende Darsteller das Spiel gestalten, wie dies am Freitag im Forum Corneliusfeld in St. Tönis der Fall war, dann ist das Tourneetheater auf hohem Niveau, das am Ende mit viel Beifall bedacht wurde.
Dabei musste das Publikum erst einmal warm werden mit den Figuren: Und die sind schon recht schräg. Da ist zum einen der melancholische Technikverweigerer und Bücherwurm Sebastian, den Helmut Zierl herrlich verschroben darstellt und den man im Laufe des Stückes immer mehr lieb gewinnt, weil man sich zunehmend mit ihm identifizieren kann. Sein polternder Gegenpart (lautstark und dynamisch: Uwe Neumann) ist Roman, ein Nachrichtensatelliten steuernder Technik-Freak, der alles im Griff hat, nur sich selbst und seine Triebe schon gar nicht.
Dennoch schafft er es, Hannah, die Yoga-Lehrerin für Banker, die in diesem Stück ihr Fett so richtig abbekommen, zu beeindrucken, deren Partner Sebastian sich doch sehr weltfremd durch den Alltag hangelt. Elisabeth Degen gibt der Figur intensives Leben und steht als vielschichtiger Charakter neben Magdalena, Romans Ehefrau, die von Sandrine Guiraud brillant verkörpert wird. Mit viel Schwung und Tempo versinkt sie in Alkohol, scheint ein arges Dummchen zu sein, entwickelt sich im Laufe des Stücks aber immer mehr zu einer Person, die genau weiß, was sie will.
Alles in allem: In Rinkes Theaterstück steht ein Quartett im Grunde trauriger Gestalten, denen man zum einen lachend, aber irgendwie auch betroffen durch ihre Gefühlswallungen folgt, auf eine weitgehend leeren Bühne.