Fahrdienst in Tönisvorst Bürgerbus fährt wieder ab Juli
Tönisvorst · Vier Fahrgäste dürfen in St. Tönis wieder zeitgleich transportiert werden. Das Hygiene-Konzept ist abgestimmt.
Seit Mitte März ist der Bürgerbus nicht mehr durch St. Tönis gekurvt, hat keinen Fahrgast mehr an den Haltstellen aufgelesen. Das Corona-Virus und einhergehende Infektionszahlen allerorts haben auch den innerörtlichen Pendelverkehr seit nunmehr drei Monaten ruhiggestellt.
Grund für die verordnete Pause: Sicherheitsabstände konnten in den Sieben- und Acht-Sitzern auch umliegender Bürgerbusvereine nicht eingehalten werden. Außerdem gehören viele der ehrenamtlichen Fahrer und Fahrerinnen vom Alter her zu der Risikogruppe. Aus Rücksicht und Vorsicht wurde der Dienst daher eingestellt.
Viele Gespräche mit Stadt, SWK und Bürgerbusvereinen geführt
Manfred Hoffmann, 2. Vorsitzender des Bürgerbusvereins Tönisvorst, musste in den zurückliegenden Wochen um Geduld bitten, immer wieder den Verlauf der Pandemie beobachten und Vorgaben der Behörden abwarten. Die Lockerungen in NRW machen aber in Kürze einen Neustart 2020 möglich. Am 1. Juli 2020 nimmt der Bürgerbus in St. Tönis seinen Fahrdienst wieder auf. Hoffmann: „Nach vielen Gesprächen mit der Stadt Tönisvorst, der SWK in Krefeld und befreundeten Bürgerbusvereinen haben wir einen Modus gefunden.“
Seit mehr als 20 Jahren tourt der kleine ÖPNV-Service von Haltestelle zu Haltestelle durch St. Tönis. Eine so lange Zwangspause hat es zuvor nie gegeben.
Für einen begrenzten Zeitraum werden nun keine Fahrscheine verkauft. Das bedeutet: „Jeder kann kostenlos mit uns fahren.“ Grund für die Gratis-Touren: Es soll verhindert werden, dass Fahrgäste mit den Fahrern direkt in Kontakt kommen. An dieser Stelle geht ein ausdrücklicher Dank des Bürgerbusvereins an die Stadt Tönisvorst: „Sie hat uns mit Schutzmasken und Desinfektionsmittel versorgt. Sie unterstützt uns mit einem finanziellen Ausgleich, da wir für einen begrenzten Zeitraum keine Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrscheinen erzielen können.“
An der Haltestelle warten, einsteigen, hinsetzen und klönen – wie vor Corona wird eine Tour für die Beifahrer nicht ablaufen können. Der Bürgerbusverein teilt auf seiner Homepage die Mitfahr-Bedingungen mit, die aufgrund der Corona-Schutzverordnung und weiterer organisatorischer Vorgaben nun gelten. So besteht, wie beim Einkauf im Supermarkt, für alle Fahrgäste während des Aufenthalts im Bus Maskenpflicht. Also beim Ein- und Ausstieg wie während der gesamten Fahrt.
Desinfektionsspender hinter dem Fahrersitz installiert
Während der Fahrt müssen die Fahrerinnen und Fahrer allerdings keine Maske tragen, da der Abstand zu den Fahrgästen gewahrt ist. Sie können ihn freiwillig tragen.
Hinter dem Fahrer ist ein Desinfektionsspender zu finden. Für jeden Fahrgast gilt erst einmal: Hände desinfizieren. Wer Erkältungssymptome hat, darf nicht einsteigen.
Um ausreichend Abstand zwischen den Fahrgästen zu ermöglichen, werden nur noch maximal vier Fahrgäste befördert. „Die Plätze, welche nicht benutzt werden dürfen, sind gekennzeichnet“, heißt es im neuen Regelwerk.
Die Corona-Schutzverordnung setzt aber nicht die Hilfe beim Ein- oder Ausstieg matt, wenn diese von den Fahrgästen gewünscht ist. Die Fahrer stehen „selbstverständlich zur Verfügung“. Mit Mund/Nasenmaske ausgestattet und anschließender Desinfektion der Hände.
Mitfahrer müssen sich vorübergehend auch auf einen geänderten Fahrplan einstellen: Von Montag bis Freitag: Beginn der Fahrten ab 9.40 Uhr am Wilhelmplatz, Ende der Tagesfahrten dort um 17.36 Uhr.
Am Samstag beginnen die Fahrten um 8.40 Uhr am Wilhelmplatz und enden dort um 12.36 Uhr. Entsprechende Handzettel mit dem vorübergehend gültigen Fahplan werden ausgegeben. Der reduzierte Umfang ist auch damit zu erklären, dass noch nicht alle Freiwilligen aus dem ehrenamtlichen Team zur Verfügung stehen.
Manfred Hoffmann teilt für den Bürgerbusverein mit: „Wir prüfen zurzeit noch, ob wir donnerstagvormittags, während der Marktzeit, mit zwei Bussen fahren können.“
Einen neuen Kilometer-Rekord werden aber weder der Bürgerbus St. Tönis noch seine Fahrer und Fahrerinnen in diesem Jahr aufstellen können. Normalerweise verbringen sie jährlich 3000 Stunden hinter dem Lenkrad.
Der St. Töniser Manfred Hoffmann, der in Kempen wohnt, gehört seit 1999 zum Team. Viele seiner Kollegen sind seit den frühen 2000er Jahren dabei. Ohne ihr Ehrenamt würde der Bus nicht einen Meter rollen.
Mehr als zwei Millionen Kilometer waren es seit der Jungfernfahrt im Dezember 1999. 2011 knackte der Bürgerbus in der Apfelstadt die Millionen-Kilometer-Marke. Jedes Jahr kamen 55 000 bis 60 000 Kilometer mehr aufs Tacho.
Apropos Bus: Ein neues Fahrzeug für St. Tönis wurde im April durch die Stadtwerke Krefeld bestellt. Es wird ein Niederflurbus. Diese Order hat das Corona-Virus nicht außer Kraft setzen können.
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