Ehemalige Tankstelle in St. Tönis Am Westring könnte bald Strom aus Säulen fließen
St. Tönis. · Eine prall gefüllte Tagesordnung hat der Bau- und Verkehrsausschuss bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause. Ein Thema ist die ehemalige Tankstelle am Westring in St. Tönis. „Mobilitäts-Hub“ ist das Stichwort.
1998 wurde sie geschlossen, die Tankstelle der SVG am Westring in St. Tönis. Seitdem liegen Gebäude und Grundstück brach. Immer wieder hatte es in den vergangenen Jahren Initiativen von Bürgern, Politikern und der Stadt Tönisvorst gegeben, den Schandfleck, als den viele Anwohner die alte Tankstelle bezeichnen, zu beseitigen. Bisher vergebens. Im nächsten Bau-, Energie-, Verkehrs- und Umweltausschuss am Mittwoch, 17. Juni, ab 18 Uhr in der Rosentalhalle, Gelderner Straße 69, steht die Tankstelle erneut auf der Tagesordnung.
Die Verwaltung präsentiert eine überraschende Lösung: Auf dem Grundstück soll ein „Mobilitäts-Hub“ entstehen, ein Verkehrsknotenpunkt. Konkret geplant sind Garagen und Parkplätze für Autos, eine Ladestation für Elektroautos und Abstellplätze für Fahrräder. Auch eine Station für Car-Sharing könne sich der Eigentümer dort vorstellen, teilt die Verwaltung in der Vorlage zum Tagesordnungspunkt mit. Die Stadtspitze habe mit dem damaligen Tankstellenbetreiber, der weiterhin Eigentümer des Grundstücks ist, erneut Gespräche geführt; dabei sei man übereingekommen, dass die Stadt die Fläche nicht ankaufe, sondern der Eigentümer sich selber dort engagiere.
Der will die Bauruine abbrechen und die Fläche „konzeptionell dauerhaft als eine Mobilitäts-Hub-Garagen-Lösung“ entwickeln, wie es in der Vorlage heißt, denn „sicherlich verdient die Einfahrt nach St. Tönis eine nachhaltige Planung“, wie die Verwaltung schreibt. Die mit dem Eigentümer erarbeitete Umgestaltung und weitere Nutzung stelle eine erhebliche Verbesserung gegenüber der aktuellen Situation dar und könne, da ist sich die Verwaltung sicher, im Rahmen des Klimaschutzes einen Beitrag im Sinne der Elektromobilität leisten. Auch von einer Begrünung ist die Rede.
Die Altlasten, mit denen Tankstellen-Grundstücke gemeinhin belastet sind, seien kein Problem mehr, hatte es bereits im Oktober 2019 geheißen, als die Tankstelle schon mal Gegenstand der Diskussion im Fachausschuss war.
Das THW hatte angeboten,
das Schleppdach abzureißen
„Die Werte sind stabil, so dass die Messstellen bald abgebaut werden können“, hatte Fachbereichsleiter Jörg Friedenberg den Sitzungsmitgliedern mitgeteilt. Damals erklärte Bürgermeister Thomas Goßen (CDU), warum sich die Verhandlungen mit dem Eigentümer so in die Länge gezogen haben. Demnach hatte der Eigentümer der Stadt das Grundstück schon vor langer Zeit zum Kauf angeboten, aber, wie der Bürgermeister sagte, zu einem überzogenen Preis. „Wir sehen nicht ein, dass die Tönisvorster Steuerzahler einen überhöhten Preis zahlen, nur damit aus der alten Tankstelle eine Wiese wird“, sagte er. Nun sei es zu einem Umdenken gekommen. Der Eigentümer wisse, dass der Status quo nicht erhalten bleiben könne, und habe Entgegenkommen signalisiert. In der Vergangenheit gab es immer wieder Ideen, etwas an der Situation zu verbessern.
Von einem Grundstückstausch mit der Stadt war die Rede. Das Technische Hilfswerk (THW) hatte angeboten, das Schleppdach in einer Übungseinheit abzureißen. Die Tönisvorster Handwerkerschaft erklärte sich bereit, das Haus anzustreichen und netter zu gestalten. Aber dazu kam es nie, so dass das Grundstück mits dem alten Tankstellengebäude seit mehr als 20 Jahren im Dornröschenschlaf versunken ist – wenn auch ohne Rosenwuchs.