Benefizkonzert für Action Medeor Musiker aus der Ukraine geben schwungvolle Neujahrskonzerte

Tönisvorst · Ganz in der Wiener Tradition präsentierte die Ukrainische Staatsphilharmonie Lemberg rasante Musik von Wolfgang Amadeus Mozart bis Johann Strauß im Forum Corneliusfeld.

Auf Einladung des Stadtkulturbundes Tönisvorst war die Ukrainische Staatsphilharmonie Lemberg zu Gast im Forum Corneliusfeld.

Foto: Norbert Prümen

Mit einem Feuerwerk der guten Laune präsentierte sich bei zwei Neujahrskonzerten vor insgesamt mehr als 900 Gästen die Ukrainische Staatsphilharmonie Lemberg (heute Lviv) im Forum Corneliusfeld in St. Tönis, die mit rasantem Tempo und einer besonderen Spielfreude das Publikum ganz in der Tradition der Wiener Neujahrskonzerte unterhielt. Dirigiert wurden die Musikerinnen und Musiker aus dem Westen der Ukraine von Voloymyr Syvokhip, dem vor allem die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Musikerfamilie am Herzen liegt. Was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass Franz Xaver, jüngster Sohn Mozarts, drei Jahre lang Musikdirektor in Lemberg war.

Den schwungvollen Auftakt machte die Ouvertüre aus der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“, ehe vier rasante „Slawische Tänze“ des großen Sinfonikers Antonin Dvorak folgten. Mit dem Ohrwurm des „Intermezzo“ aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni ging es in die Pause, Zeit für ein Glas Sekt zum Jahresbeginn.

Jacques Offenbachs Ouvertüre aus der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ machte den Anfang der zweiten Halbzeit, ehe die bei einem Neujahrskonzert unverzichtbaren Klänge, wie man sie von Johann Strauß Vater und Johann Strauß kennt und wie sie das Publikum seit Jahrzehnten genießt, von den ukrainischen Philharmonikern ebenso einfallsreich wie temperamentvoll dargeboten wurden. Zu hören waren der „Frühlingsstimmen“-Walzer, die Polkas „Furioso“ und „Ohne Sorgen!“ sowie der Walzer „Rosen aus dem Süden“, ehe das Konzert im offiziellen Teil mit dem traditionellen Walzer „An der schönen blauen Donau“ stimmungsvoll ausklang.

Anstelle des diesmal nicht so gut passenden, allzu militärischen „Radetzky-Marsches“ spielten die Gäste aus Lemberg einen mitreißenden ukrainischen Kosaken-Marsch und mehrere beliebte Strauß-Titel. Das Publikum dankte mit viel Beifall und stehenden Ovationen. Wie bei ihrem Gastspiel vor acht Jahren überzeugten die ukrainischen Philharmoniker mit ihrer beachtlichen Qualität und einer gelungenen Musikauswahl.

Solistin der Staatsoper Lemberg war auch mit dabei

Mit der Sopranistin Anna Shumarina brachte die Staatsphilharmonie eine großartige Sängerin auf die Bühne, die Solistin der Staatsoper Lemberg ist und bereits bei mehreren renommierten internationalen Gesangswettbewerben siegte. Sie brillierte unter anderem mit den Arien der Musetta aus der Puccini-Oper „La Bohème“ und der populären Arie der Lauretta aus „Gianni Schicchi“ (ebenfalls Puccini) „O mio babbino caro“, aber auch mit der Solopartie „Mein Herr Marquis“ aus der Strauß-Operette „Die Fledermaus“.

Das große Neujahrskonzert, das vom Stadtkulturbund Tönisvorst gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde organisiert wurde, wurde diesmal als Benefizkonzert zugunsten des Tönisvorster Medikamentenhilfswerks Action Medeor veranstaltet. Der Stadtkulturbund wird in dieser Spielzeit 30 Jahre alt, das Tönisvorster Medikamentenhilfswerk sogar doppelt so alt: Es kommt auf 60 stolze Jahre internationaler Hilfe. Das Medikamentenhilfswerk hilft in den Krisen- und Katastrophengebieten der Welt, auch in der Ukraine. Die humanitäre Lage im Süden der Ukraine sei angespannter denn je, hatte Action Medeor kürzlich berichtet, man bereite sich auf einen harten Winter vor. Durch den Beschuss und die Zerstörung von Infrastruktur gebe es in der Region gleichzeitig zunehmende Probleme in der Wasser- und Energieversorgung.

Grußworte sprachen zu Beginn des Konzerts Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD), der auch den Ehrenamtlern des Stadtkulturbundes für ihr Engagement dankte, und der Vorsitzende des Stadtkulturbundes, Thomas Nellen. Für das Medikamentenhilfswerk Action Medeor bedankte sich Norbert Fluth für die großzügige Aktion des Stadtkulturbundes. Er erinnerte daran, dass seit Kriegsbeginn rund 600 Tonnen Hilfe in Form von Medikamenten und vielerlei medizinischer Ausrüstung von Tönisvorst aus an die Ukraine geliefert worden seien.

Schönes hören und Gutes tun – besser kann ein neues Jahr wohl kaum beginnen.