Bald beginnt der Winterschlaf Wie verletzten Igeln geholfen werden kann
Tönisvorst · Mit dem einsetzenden Herbst beginnen Igel damit, ihr Winternest zu bauen. Wie der Mensch dabei helfen kann, dass sein Garten nicht zu einer tödlichen Falle wird.
Der Herbst naht, und bald beginnen die Igel damit, ihre Nester für den Winter zu bauen. Wer den stacheligen Gartenbewohnern helfen möchte, sollte dabei auf einige wichtige Dinge achten.
Denn besonders der Mensch stellt oft eine Gefahr für Igel dar: Ungesicherte Kellerschächte, Pools oder Mähroboter können für die Tiere tödlich enden. Darauf weist aktuell auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hin. „Mähroboter sorgen für sehr viele und schlimme Verletzungen bei Igeln“, betont der Pressesprecher des Nabu-Ortsverbands Krefeld/Viersen, Michael Hälker.
Auch Zäune mit einer geringen Maschenweite können für die Tiere zur tödlichen Falle werden. „Ich hatte schon mehrere Igel, die von der Feuerwehr aus einem Zaun befreit werden mussten. Dabei erleiden sie oft schwere Verletzungen“, berichtet Melanie Müller von der Igelstube Wachtendonk. Um sicherzustellen, dass ein Igel einen Garten erreichen kann, sollte ein Durchgang von etwa 15 mal 15 Zentimeter frei bleiben. Nur so können die Igel zur Nahrungssuche große Gebiete durchstreifen. Der Verein Pro Igel empfiehlt zur Grundstücksabgrenzung in erster Linie Hecken oder Jägerzäune.
Doch es gibt noch mehr, was Gartenbesitzer tun können, um Igeln zu helfen. Die Tiere fühlen sich besonders in wilden, naturbelassenen Ecken wohl. Dichter Bewuchs, Laub unter Hecken, Kompost- oder Reisighaufen und ähnliche Bereiche bieten wertvollen Lebensraum. Gerne nehmen die Tiere auch Asthaufen. Vor allem aufgeräumte Gärten sind für Igel wenig attraktiv. „Eine wilde Ecke bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf und Lebensraum. Hier können sich auch Larven und Käfer vermehren, die durch ihren Chitinpanzer eine besonders wertvolle Nahrungsquelle darstellen. Der Grund ist die enthaltene Blausäure, die die Verbreitung von Parasiten hemmt“, erklärt Müller.
In den heißen Sommermonaten raten Experten zudem, Wasserschalen im Garten aufzustellen. Hier eignen sich beispielsweise Pflanzenuntersetzer, die regelmäßig gereinigt werden. Diese kommen nicht nur den Igeln, sondern auch vielen anderen Tieren zugute. Müller empfiehlt zudem, die Igel in einem geeigneten Futterhaus zuzufüttern.
Trotz aller Bemühungen kann es vorkommen, dass Gartenbesitzer in ihrem Garten einem verletzten Igel begegnen. Ein eindeutiges Anzeichen für ein Problem ist die Tagaktivität. „Ein Igel, der tagsüber aktiv ist, ist zu 95 Prozent hilfebedürftig. Eine Ausnahme bilden Mütter, die noch auf der Suche nach Nistmaterial sind“, erklärt Müller. Auch junge Igel verlassen ihr Nest nur, wenn sie in Not sind. Wer einen verletzten Igel findet, sollte ihn zunächst in einem hohen Karton mit Zeitungspapier und einem Handtuch ohne Schlaufen unterbringen. „Besonders wichtig ist Wasser; Futter sollte erst nach Rücksprache mit einer Igelstation angeboten werden“, betont Müller.
Die beste Versorgung erhalten verletzte Igel in einer Igelstation. In Tönisvorst gibt es keine eigene Station, aber in der Umgebung, zum Beispiel in Krefeld, Mönchengladbach, Nettetal oder Wachtendonk, können Finder Hilfe erhalten. Auch Melanie Müller hat kürzlich eine Igelmutter mit ihren Jungtieren aus St. Tönis aufgenommen. Insgesamt betreut die Wachtendonkerin bis zu 270 Igel pro Jahr. Die Pflege eines Igels kostet sie monatlich rund 100 bis 120 Euro. „Die Igelstationen finanzieren sich aus eigener Tasche und durch Spenden, Unterstützung von den Gemeinden gibt es nicht“, betont Müller.
Für die engagierten Tierfreunde bedeutet die Pflege der Igel nicht nur einen enormen finanziellen, sondern auch einen großen zeitlichen Aufwand. „Unser Privatleben leidet darunter, da die Arbeit hauptsächlich nachts stattfindet. Igel sind nachtaktive Tiere und brauchen tagsüber ihre Ruhe“, erklärt Müller. Die Arbeit sei zudem oft emotional belastend: „Wir müssen um jedes Leben kämpfen, da viele Igel schwer verletzt und stark abgemagert bei uns ankommen. Einige schaffen es leider nicht. Diese Tränen kann uns natürlich niemand nehmen“, sagt sie.