Stadt Willich warnt Blaualgen im „Wekelner See“
Willich · Am „Wekelner See“ warnen seit Freitag Schilder vor der Gefahr durch Blaualgen. Spaziergänger und Hundebesitzer sollten das Gewässer und sein Ufer derzeit meiden. Warum die Stadt zunächst keine weiteren Maßnahmen ergreift.
Das Gewässer im Süden Wekelns, das auch als „Wekelner See“ bekannt ist, ist derzeit wegen Blaualgengefahr gesperrt. Mitarbeiter aus dem Team Ordnung bei der Willicher Stadtverwaltung haben am Freitagvormittag am Ufer Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen. Blaualgen können bei Menschen zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreizungen, geröteten Augen und Atemnot führen. Vor allem Kinder, aber auch Hunde sollten nicht in Berührung mit dem Wasser kommen und auf keinen Fall darin baden oder daraus trinken.
Bei Blaualgen handelt es sich nicht um Algen, sondern um Cyanobakterien. Diese sind giftig und gefährlich für den Menschen und einige Tiere. Blaualgen sind immer in Gewässern vorzufinden, normalerweise aber in sehr niedriger Konzentration — im Sommer können sie sich jedoch explosionsartig vermehren, etwa durch viel Sonnenschein sowie wenig Niederschläge und Wind. Zu erkennen sind die Blaualgen durch die Trübung des Wassers mit (hell)grünen Schlieren. Die Sichtweite im Wasser beträgt dann in den meisten Fällen maximal 50 Zentimeter. Bei den Kontrollen der anderen Gewässer in Willich sei kein weiterer Blaualgenbefall festgestellt worden, sagte Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) am Freitag auf Anfrage. Im Konrad-Adenauer-Park solle das Wasser präventiv gereinigt werden. Wie der Kreis Viersen berichtet, sei im weiteren Kreisgebiet die Konzentration an Blaualgen in den Netteseen derzeit hoch.
Die Willicherin Annika Jäschke hat die Blaualgen entdeckt und am Mittwochabend die Stadt sowie den Kreis Viersen informiert, die daraufhin tätig wurden. Sie hatte vor Kurzem erst auf ein erneutes Entensterben in und am „Wekelner See“ aufmerksam gemacht, gut 20 Kadaver eingesammelt und gemeldet. Es wurde Botulismus als ursächliche Todesursache geschlussfolgert; eine Untersuchung auf diese Vergiftung hin sei labortechnisch sehr aufwändig und werde nicht routinemäßig durchgeführt, hieß es vom Kreis. Wasserproben seien damals nicht entnommen worden, teilt eine Sprecherin jetzt auf Anfrage mit. Bei einem Ortstermin mit der Stadt Willich und dem Wasser- und Bodenverband der Mittleren Niers am Freitag wurden demnach keine weiteren verendeten Tiere gefunden.
Illegales Füttern trägt
zu Problemen bei
Botulismus ist eine Erkrankung, die durch das Nervengift des Bakteriums „Clostridium botulinum“ hervorgerufen wird. Der entscheidende Faktor ist die Nährstoffbelastung des Gewässers. Auch vielleicht gut gemeintes, aber verbotenes Füttern der Wasservögel trägt zu einer Belastung bei. Denn durch Essensreste und vermehrten Entenkot bilden sich vereinfacht formuliert immer mehr freischwimmende Algen, im Schlammboden entwickelt sich das Bakterium weiter.
Ein weiterer Aspekt im Falle des Botulismus-Bakteriums und auch der verstärkten Blaualgenvermehrung sei, dass durch Kläranlagen und durch die Landwirtschaft erhebliche Mengen an Stickstoff und Phosphor in die Gewässer gelangen würden – ideale Wachstumsvoraussetzungen für Blaualgen und die Vermehrung des Botulismus-Bakteriums, heißt es vom Kreis. Vor allem stehende oder langsam fließende und flache Gewässer sind gefährdet, da sie sich durch lange Trocken- und Hitzeperioden schnell stark aufheizen. Das ist beim „Wekelner See“ der Fall, aber auch bei anderen Gewässern in Willich, wie im Konrad-Adenauer-Park. 2025 soll dieses unter anderem tiefer gemacht werden, ein neuer Zulauf soll für mehr Bewegung im Wasser sorgen; bislang gibt es nur eine Fontäne. Auch die alten, maroden Pumpen sollen erneuert werden.
Beim „Wekelner See“ ist die Lage anders. Dabei handelt es sich um ein Regenrückhaltebecken, sogenannter Retentionsraum Flöthbachaue. Dort werde die Stadt kaum eine Wasserfontäne installieren, sagt Bürgermeister Pakusch. Das vermehrte Auftreten von Blaualgenausbrüchen sei auch Auswirkung der klimatischen Veränderungen, auf die man sich nun einstellen müsse. Dennoch werde laut Stephan Adams, Leiter des Geschäftsbereichs Ordnung bei der Stadt Willich, jetzt geprüft, ob für eine langfristige Gewässerverbesserung weitere Maßnahmen erforderlich sind – und wie sie denn umgesetzt werden könnten. Kurzfristig könne man bis zu den nächsten Niederschlägen wenig ausrichten.