Über allem steht das Buch

Bibliothek: In Willich und Tönisvorst sind die Ausleihzahlen deutlich gestiegen.

Willich/Tönisvorst. Die Stiftung Lesen hatte es bereits vor sechs Jahren herausgefunden: Nur noch sechs Prozent der Deutschen griffen seinerzeit regelmäßig zum Buch. Fast jeder Zweite hatte mit dem geschriebenen Wort überhaupt nichts mehr zu tun. So beunruhigend diese Entwicklung auch sein mag: Repräsentativ scheint sie dann doch nicht zu sein. Oder es hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert, denn Andrea Krause und Carmen Alonso, die die Stadtbüchereien in Willich bzw. Tönisvorst leiten, berichten von einem gegenläufigen Trend.

Die Zahlen sprechen für sich: Tönisvorsts Bücherei wurde im letzten Schul- und Kulturausschuss dafür gelobt, dass die Ausleihzahlen um gut 1000 gestiegen sind (nun 64 711). Die Willicher Bibliothek verlieh in den ersten fünf Monaten über 20 Prozent Medien mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (nun 22 500).

Die Betonung liegt auf Medien. Bestanden Büchereien früher nur aus Zeitungen, Zeitschriften, mitunter Spielen und eben Büchern, sind sie heute richtige Mediotheken, in denen es CD-Rom, DVD und Hörbücher gibt. "Das Leseverhalten der Menschen hat sich verändert. Das ist ein Stück Lebenswirklichkeit, die sich in vielen Bereichen niederschlägt", sagt Carmen Alonso. "Unser Bestand ist vielfältiger geworden." Kollegin Krause fügt hinzu: "Diese Medien sind eine Ergänzung des Angebots. Den Hauptbestand machen immer noch Bücher aus. Eine Konkurrenz zum Buch sind sie nicht. Es sollte vor allem ein ausgewogenes Verhältnis bestehen."

Carmen Alonso ist sich sicher: "Lese-Kompetenz holt man sich nur über Bücher." Aber um Sprachen zu lernen eigneten sich beispielsweise CD-Rom besser. "Sehr beliebt sind auch Hörbücher", sagt Andrea Krause. Die werden in der Regel von Erwachsenen ausgeliehen, die sich beim Autofahren oder Putzen mit Literatur berieseln lassen möchten. Die Ausleihe von Musik-CD sei dagegen rückläufig. "Viele laden sich die Musik aus dem Internet."

Aber über allem steht immer noch das Buch. In Tönisvorst ist auch die Zahl der verliehenen Jugendbücher gestiegen. Das liegt nicht zuletzt an der guten Zusammenarbeit mit den Schulen. "Dort kommen manche Kinder zum ersten Mal richtig mit Büchern in Kontakt, denn nicht in allen Familien sind diese gefragt", erklärt Carmen Alonso. Häufig kommen Schulklassen in die Bücherei, damit Kinder das Angebot kennenlernen.

Willich Die Stadtbücherei befindet sich am St. Bernhard-Gymnasium an der Albert-Oetker-Straße 98-102.

Tönisvorst Im Rathaus an der Hochstraße 20a ist die Stadtbibliothek untergebracht. Dort wird am Montag, 18. Juni, 15 Uhr, eine Vorlese- und Bastelstunde zum Thema Sommer für Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren stattfinden.