Versteigerung von Requisiten der Schlossfestspiele Neersen Kostüm-Liebhaber schlagen bei „Arielle“ zu
Neersen. · Schrille Kleidung und bunte Requisiten des Theaterstücks kamen für den guten Zweck unter den Hammer.
Hinter der hohen Rückwand der Tribüne der Schlossfestspiele Neersen sammeln sich die Requisiten. Was gerade noch im Kinderstück „Arielle“ auf der Bühne zu sehen war, steht aufgereiht nebeneinander. Der königliche Thron mit seinen über 50 Schwertern, die Kanonen, die Statue von König Eric, der Meereskönigthron und der Dreizack von Triton – alles ist vertreten. Dazu kommen die beiden großen Hochzeitsherzen und zwei Truthähne auf ihren Tabletts. „Die Herzen und die Truthähne sind die einzigen Gegenstände, die nicht aus ,Arielle’ stammen. Wir haben sie aus dem Stück ,Monsieur Claude und seine Töchter’ dazugenommen“, informiert Svenja Küppers-Heinrich.
Kaum hat die Geschäftsführerin der Schlossfestspiele den Kleiderständer neben den Requisiten geparkt, kommen auch schon die ersten Anfragen, ob man vorab schon einmal schauen könne. Man kann. Besonders die langen Mäntel der Könige mit ihren aufgemalten Wappen haben es den Besuchern, die sich zur ersten Versteigerung von Requisiten und Kostümen der Schlossfestspiele eingefunden haben, angetan.
Für das Triton-Kostüm
fand sich kein Interessent
Auf dem Schlossinnenhof wird es voll. Rund 100 Besucher haben sich im Halbkreis um die Versteigerungsgegenstände aufgebaut, wobei sich etliche von ihnen direkt mit einem gelben Bieterkärtchen ausgerüstet haben, die Sabine Mroch verteilt hat. „Wir begrüßen Sie heute zu einer Premiere. Wir versteigern zugunsten des Projekts Kidz-Club“, legt die Vorsitzende vom Verein Festspiele Schloss Neersen los. Lange Vorreden gibt es nicht. Schauspieler Kay Szacknys im Kostüm des Tritons zieht ein. „Sie können Triton komplett für 75 Euro haben“, preist Mroch an, was bei den Anwesenden für ein herzliches Lachen und einen gespielt entsetzten Ausdruck bei Szacknys auslöst. „Nur das Kostüm“, betont der Schauspieler. Doch trotz Echthaarperücke samt Krone geht kein Bieterkärtchen in die Höhe. Auch bei der sich anschließenden Hydra, die Amanda Whitford in ihrer ganzen Pracht vorführt und zu der Küppers-Heinrich noch die Ersatztentakel plus ein zweites Kleid präsentiert, bleibt es ruhig. Dann schiebt sich ein erstes Bieterkärtchen hoch und geht auf den Startpreis von 50 Euro ein.
Auf einmal scheint der Bann gebrochen zu sein. Blitzschnell klettert das Kostüm auf 75 Euro. „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“, ruft Mroch aus, lässt die Hand auf den Tisch klatschen, und Kerstin Goertz ist die neue Besitzerin. „Ich bin selber Designerin und habe einfach Spaß an dem starken Kostüm“, meint sie lachend. Die beiden Hochzeitsherzen sind blitzschnell weg, und auch Oceana, vorgeführt von Anne Bedenbender, findet für 40 Euro einen Liebhaber. Beim Mantel von König Carl Gustav gibt es gar ein Bieterduell zwischen zwei Männern, das bei 75 Euro für den Mann mit der Nummer 21 endet, der auch schon das Outfit von Prinz Eric sein Eigen nennt.
Mroch preist an, macht Scherze und animiert zum Bieten. Kaum tritt Hans-Jürgen Helsig in seinem Hummerkostüm auf den Schlosshof, als schon ein lautes „Hier“ zu hören ist. Aus der altersmäßig bunt gemischten Bieterschar hat sich ein Hummer-Fan geoutet. „Ich steh auf Hummer, und man muss auch mal Unsinn machen“, bemerkt der aus Krefeld stammende Bieter mit einem Augenzwinkern, als er das Kostüm für 75 Euro ersteigert.
Die Kostüme werden vor der Übergabe professionell gereinigt
Julia Müller ist indes stolze Delfin-Besitzerin. „Ich habe mich ganz kurzfristig für das Kostüm entschieden. Das ist es einfach“, sagt die junge Frau. Direkt mitnehmen kann sie das Kostüm, das sie für 60 Euro ersteigert hat, aber nicht. Die Kostüme werden allesamt noch professionell gereinigt, bevor sie den neuen Besitzern übergeben werden.
Sofort einpacken können die Käufer hingegen die Requisiten, die ebenfalls unter den Hammer kommen. Tritons Dreizack ziert so zukünftig das Kinderzimmer von Benedikt. Der Meeresthron bringt indes die Augen von Laura zum Strahlen. Wobei die Oma der Achtjährigen geholfen hat, den ausgefallenen Stuhl zu erwerben. Den höchsten Preis erzielt der Stuhl von König Carl Gustav. Für 100 Euro wechselt er den Besitzer – auch wenn der noch gar nicht weiß, wohin der Stuhl kommen soll.
Bis auf zwei Hocker und ein Kostüm hat alles einen Abnehmer gefunden, und in der Kasse des Projekts Kidz Club klingeln 1010 Euro. „Wir sind sehr zufrieden und freuen uns über die gelungene Auktion“, sagt Geschäftsführerin Küppers-Heinrich.