Viele Bürger sind sich einig: „Die Wache muss bleiben“
Bei einer Umfrage sprechen sich die Bürger für den Erhalt der Polizeiwache aus.
Willich. Als Renate Paulsen spätabends plötzlich Geräusche an ihrer Hintertür hört, denkt sie erst, es sei ihr Mann, der den Schlüssel verlegt hat. Doch als sie nachschaut, sieht sie jemanden weglaufen.
Es ist bereits der zweite Einbruchsversuch, den die Willicherin erlebt. Sie ist wütend, schnappt sich einen Schirm und rennt hinter dem Unbekannten her. Ein bisschen leichtsinnig, wie sie zugibt. „Später war ich froh, dass die Willicher Polizeibeamten schnell vor Ort waren“, sagt die couragierte Frau.
Es sind Erlebnisse und Befürchtungen wie diese, die dazu führen, dass die Willicher fordern: Die Polizeiwache muss auch nachts besetzt bleiben.
Das wurde gestern bei der Umfrage der WZ am Markt deutlich. Einer, der weiß, wie wichtig die Präsenz der Beamten ist, ist Feuerwehrmann Robert Delvos. „Wir sind auf die Polizei vor Ort angewiesen, zum Beispiel bei der Unfallsicherung“, sagt er.
Anfahrten der Beamten aus Viersen oder Kempen wären viel zu weit, betont der 47-Jährige. „Außerdem befürchte ich, dass die Polizei sich dort eher um das kümmert, was bei ihnen passiert, und nicht um das, was hier los ist.“
Der gleichen Meinung ist auch Gertrud Wasseige, die sich Sorgen um die Sicherheit macht. „Wenn nachts niemand auf der Willicher Wache ist, dauert es viel länger, bis jemand aus den umliegenden Städten kommt. Die Wache muss bleiben.“
Hans Stocks setzt deren möglichen Wegfall mit einer Katastrophe gleich: „Wenn man hört, was es in letzter Zeit hier an Vandalismus gibt, darf das nicht passieren.“ Eine so große Stadt wie Willich brauche eine Polizeipräsenz. Auch nachts, sonst werde es noch schlimmer.
Auch Ex-Polizist und CDU-Ratsherr Dieter Lambertz lässt es sich nicht nehmen, am WZ-Mobil vorbeizuschauen. Er hat wiederholt davor gewarnt, wegen der immer geringer werdenden Zahl an Polizeibeamten sei die Willicher Wache „stark gefährdet“.
„Im gesamten Kreis werden in den nächsten 14 Jahren rund 60 Prozent der 445 Beamten pensioniert“, sagt er. Auch um sicherzustellen, dass die Polizei ihre immer vielfältigeren Aufgaben bewältigen kann, fordert er deswegen mehr Personal.
Dem schließt sich Norbert Kottal an. Einmal habe er jetzt schon nachts zwei Stunden auf die Polizei warten müssen, als er sie wegen Ruhestörung angerufen habe. „Wie soll das dann werden, wenn man sie wirklich einmal dringend braucht?“, fragt er.
Von der Idee, Polizisten aus Kempen oder Viersen könnten nachts die Aufgaben ihrer Willicher Kollegen übernehmen, hält auch Norbert Goorissen nichts. „Die sind doch personell nicht besser aufgestellt“, sagt er. „Wie sollen die das denn leisten?“
Von einem einschneidenden Erlebnis berichtet Hans Wilhelm Hamacher. Als er mit seinem Auto nachts einmal versehentlich eine durchgezogene Linie übersehen habe, sei ein hinter ihm fahrender Mann völlig ausgerastet. „Er ist mit gefolgt und hat mich die ganze Zeit bedroht. Ich hatte wirklich Angst.“
In seiner Not fuhr Hamacher direkt zur Willicher Wache, wo der Unbekannte endlich verschwunden sei. „Wenn die nicht besetzt gewesen wäre, hätte ich ein Problem gehabt“, sagt er.