Der DJK/VfL Willich wird 100 Jahre alt Am Anfang stand die Geselligkeit im Mittelpunkt

Willich. · Der Verein für Rasensport, Vorläufer des DJK/VfL Willich, wurde vor 100 Jahren gegründet. Ein Rückblick auf die Anfänge.

Neben Leichtathleten und Turnern prägten vor allem die Fußballer das Geschehen in den ersten Jahren des Vereins. Im Bild sind Betreuer und Spieler der Mannschaft aus dem Jahr 1924 zu sehen.

Foto: DJK/VfL Willch

„Fußball – Rasensport – Volkstümliches Turnen! Am Sonntag, dem 3. August, nach dem Hochamt, findet im Saale des Herrn Schiffer mit Genehmigung des Herrn Ortskommandanten eine Versammlung aller Interessenten für Turnen und Sport statt“ – so stand es am 31. Juli in der „Willicher Volkszeitung“. Es war das Jahr 1919. An dem Tag gründete sich zunächst als eine „wilde Vereinigung“ der Verein für Rasensport. Es war der Vorläufer des DJK/VfL Willich, der in diesem Jahr auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken wird.

Die Initiatoren waren damals Eugen Nordmann und Hans Thorissen, die beim Bierchen im damaligen Willicher „Casino“ die Idee hatten. Zahlreiche Willicher, es waren wohl mehr als 20, kamen zur Gründungsversammlung. Sie waren begeisterte Turner, Leichtathleten und Fußballer.

Eugen Nordmann spielte schon am 24. August in der ersten Fußball-Mannschaft, war linker Verteidiger und erzielte 20 Minuten vor Schluss beim Spiel gegen Athen St. Tönis den umjubelten 2:1-Siegtreffer. Damals stand Schmitz Mostert im Tor, verteidigten Jakob Höffges und Eugen Nordmann, bestand die Läuferreihe aus Theo Stirken, Ludwig und Hans Thorissen, stürmten Jakob Hübbers, Wulf Schmitz, Hauss, Platen und Jakob Höfer. Andere Gegner waren beispielsweise der katholische Jünglingsverein „Tapfer und Treu“.

Schnell laufen konnte Eugen Nordmann, der auch der Vorsitzende des Vereins war, aber auch bei einem Leichtathletik-Sportfest im September 1919 in Viersen, als er für den VfR Willich den 100-Meter-Lauf gewann. Außerdem holten sich Hans Effer, Jakob Hübbers und Willi Schmitz bei anderen Läufen Siegerkränze ab.

Nach dem Ersten Weltkrieg sehnten sich die Menschen nach einem friedvollen Zusammenleben. Der Sport kam da gerade richtig. Lange unvergessen blieb ein bunter Abend im März 1920, als die Sportler selbst im Saal Krücken als „Michel, der kühne Luftschiffer“ oder als „Zirkus Schmirinsky“ auftraten. Schon damals musste ein Fußballspiel gegen den Sportclub 08 Schiefbahn abgebrochen werden. Nicht, weil es in Willich zu einer Schlägerei kam, sondern weil ein Schiefbahner Spieler beim Stand von 2:1 für den SC so sehr nach einem Zusammenprall blutete, dass man nicht mehr weiterspielen wollte.

Zum Aufstiegsspiel 1926 in Grefrath reisten 400 Fans an

Neben den unterschiedlichen Fußball-Ligen, schon damals schickte der VfR drei Teams in die Rundenwettkämpfe, kam es in der Leichtathletik zu weiteren Erfolgen. So siegte beispielsweise bei einem „Volks- und Blumenfest“ Ernst Hauss beim Freihochsprung und beim Springen mit dem langen Stab; Jakob Hübbers gewann in 10:12 Minuten den Dauerlauf über 2500 Meter.

Geturnt wurde außerdem, teilweise provisorisch in privaten Gärten, an Teppichstangen oder anderen Gerätschaften. Es kamen immer mehr junge Mitglieder dazu – so spielten die Jugendfußballer gleich zu Beginn um die Meisterschaft in der C-Klasse mit. Im Oktober 1921 rannten zum ersten Mal auf dem Becker-Sportplatz an der Ackerstraße Spieler eines VfR-Jugendteams dem runden Leder nach. Dabei war unter anderem Jakob Krahnen, der dem Verein tatkräftig und lange die Treue hielt und 1980 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Dem VfR machte 1923 der neu gegründete „Stahl-Becker-Werks­sportverein“ arge Konkurrenz. Mitglieder wurden abgeworben, ehe es zu einer Zusammenarbeit kam. Nur kurz gab es nach dem Zusammenschluss den Namen „VfR Stahlbecker Willich“.

Der damalige Volksschullehrer Kühn sorgte als Jugendobmann für wichtige Impulse. Die Erfolge blieben nicht aus: So holten sich die jungen Fußballer mehrmals die Gruppenmeisterschaft, gelang der ersten Mannschaft bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs der Sprung von der C-Klasse bis zur Bezirksklasse. Gefeiert wurde dies natürlich auch: Als die Kicker 1926 das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die 1. Gauklasse gewannen, wurden sie in Grefrath von rund 400 Anhängern frenetisch unterstützt.

1928 bildete sich sogar eine Damen-Handballabteilung. Mehrere Siege holte bei den Gaufesten unter anderem der Willicher Leichtathlet Willi Hauss. Durch die Machtergreifung der NSDAP wurde dann aber der Sportbetrieb immer stärker eingeschränkt und reglementiert. So mussten sich im Februar 1937 unter dem Druck der Nazis die drei örtlichen Vereine (VfR, Willicher Turnverein, Tischtennisclub DJK) zum Verein für Leibesübungen (VfL) zusammentun. Gemeinsam blieb man zunächst dennoch stark, ehe durch den Krieg das vorläufige Aus kam. So waren es im August 1943 nur noch zehn erwachsene Sportkameraden; etwa 90 mussten als Soldaten in den Einsatz.