Willich: Ein Geben und Nehmen
Der 1. Willicher Marktplatz hat 45 Partnerschaften eingefädelt – Hilfe ohne Aussicht auf bare Münze.
Willich. "Ein Geschäft, das nur Geld bringt, ist ein schlechtes Geschäft": Dieses Zitat von Volksbank-Vorstandsmitglied Otmar Tibes machte am Donnerstagabend deutlich, dass da eine ungewöhnliche Veranstaltung in dem Geldinstitut an der Hülsdonkstraße stattfand.
Der 1. Willicher Marktplatz, initiiert von Marita Gentsch vom Freiwilligenzentrum, war ein voller Erfolg: Nach anderthalb Stunden waren 45 Übereinkommen unterzeichnet worden. Vor allem Schulen und Vereine suchten Leistungen, hatten aber auch etwas zu bieten. Sie stießen auf Gewerbetreibende, die nicht nur auf bare Münze aus sind.
Pascal Nathmann (17) und Ahmad Nadiv (15) sind Schüler der Johannesschule. Bei der Eröffnung der Seniorenwochen hatten sie zum Teil moderiert. Jetzt boten sie ihre Dienste an, machten mit Transparenten auf sich aufmerksam. Ein Bild wie zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise.
Franz Auling, Protokollchef des Allgemeinen Schützenvereins, führte durch den Abend. Mit dabei: Schützenkönigin Marie Brandt. Sie war aber nicht auf der Suche nach Hofdamen, sondern rührte die Werbetrommel für den Verein "Kinder in Sibirien" von Wolfgang Boochs. Der war auch da - und auf der Suche nach Gastfamilien für drei Kinder aus Nowosibirsk, die vom 2. bis zum 6. Oktober nach Willich kommen - etwas für Kurzentschlossene also. Im Gegenzug bietet der Neersener Kulturveranstaltungen in seinen eigenen vier Wänden.
Ist Robert Rothmann aus Schiefbahn ein Exot? Der Sanitär- und Heizungsfachmann guckt auch mal gratis nach der Heizung, etwa in Kindergärten. Per Kontrakt verpflichtete er sich, Praktikanten Einblick in sein Handwerk zu ermöglichen. Auch andere Handwerker waren großzügig: So wird Schreinermeister Josef Kothen kostenlos den Dachstuhl der Anrather Hauptschule öffnen, damit ein alter Webstuhl herausgehievt und zur 1000-Jahrfeier gezeigt werden kann, bevor er dann ins Heimatmuseum kommt.
Der Vorsitzende der Heimatfreunde Schiefbahn, Ernst Kuhlen, freut sich über die Bereitschaft von Roland Samanns, am Heimatmuseum Dacharbeiten auszuführen. Rainer Joosten hilft bei der Sanierung der Toiletten.
Pascal und Ahmad haben übrigens einen Auftritt bei einem Kindergeburtstag in Aussicht gestellt bekommen - das Sich-zur Schau-stellen hat sich für beide also gelohnt.