Willich: Weltfrieden bei Tisch
Die Deutsch-Türkische Union lud Christen wieder zum Fastenbrechen ein. Das Gebet stand im Mittelpunkt.
Willich. "Der Veranstalter der Anti-Islam-Konferenz in Köln sollte sich das hier angucken. Er würde sich schämen, dass er zu solch einer Veranstaltung aufgerufen hat." Kerim Isik, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Union, nutzte das Fastenbrechen wieder zum Austausch zwischen den Religionen.
Diesmal stand das Gebet im Mittelpunkt. Zuvor hatten Willicher Moslems und Christen gemeinsam gespeist. Der Ramadan dauert 29 bis 30 Tage und verschiebt sich jedes Jahr um zwölf Tage. Die Aufnahme von Nahrung ist in dieser Zeit nur nach Sonnenuntergang erlaubt. Das erste Gebet begann nicht ohne Grund um 19.20 Uhr: Ab 19.34 Uhr durfte gegessen und getrunken werden.
Das Fastenbrechen wird jedes Jahr einmal gemeinsam mit den Christen begangen. Bei Linsensuppe und Fladenbrot erzählte Naci Binbay aus Anrath: "Ich habe während des Fastenmonats sogar zugenommen." Der 46-Jährige hat noch nie gegen das Fastengebot verstoßen. Hans-Gerd Segerath, ehemaliger Leiter der Johannesschule (er hat auch Kermim Isik unterrichtet) kann sich jedoch an türkische Mädchen erinnern, die Probleme mit dem Fasten hatten und schon mal einen Schwächeanfall erlitten hätten.
Zwei ältere Türken antworten darauf verständnisvoll lächelnd: "Wenn’s nicht mehr geht, geht’s nicht mehr. Das wird keinem übel genommen." Zu denen, die am Tisch Platz genommen haben, gehören Sozialdezernent Christoph Gerwers, der stellvertretende Bürgermeister Hans Kothen sowie Pfarrer Markus Poltermann und sein evangelischer Kollege Rolf Klein, der ein kurzes Tischgebet sprach.
Kerim Isik spricht davon, dass hier ein Stückchen Weltfrieden praktiziert wird. Später diskutieren Imam Ahmet Tasci und die beiden christlichen Pfarrer in der Moschee. Auch türkische Frauen sind dabei. Sie lauschen gebannt, schauen ganz genau hin, als Markus Poltermann zeigt, wie der Rosenkranz gebetet wird. Zuvor hat er davon berichtet, dass es christliche Orden gibt, deren Mitglieder nichts anderes tun, als essen, schlafen und beten. Ahemt Tasci beschrieb den Sinn des Gebets im Islam: "Allah prüft damit die Dienerschaft der Menschen."