Demokratie-Initiative des Landtags Landtagspräsident besucht Gymnasium in Willich-Schiefbahn
Schiefbahn · Als Teil einer Initiative zur Förderung der Demokratie besuchte am Montag NRW-Landtagspräsident André Kuper das St.-Bernhard-Gymnasium. Der Politiker stellte sich den Fragen der Jahrgangsstufe Zehn. Von der Wissbegierde war er begeistert.
Demokratie ist eine große Errungenschaft, die aber jeden Tag hart erarbeitet werden muss. Das ist die Kernbotschaft, die die Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des St.-Bernhard-Gymnasiums am Montag mit nach Hause nehmen dürften. Sie sitzen in der Früh Landtagspräsident André Kuper gegenüber. Nach einer kurzen Einführung nebst Informationsfilm über Land, Landtag und politische Konstellationen stellt sich der politisch von der CDU stammende, heute aber in überparteilicher Rolle aktive politische Vertreter den Fragen der Schülerinnen und Schüler.
Diese kommen reichlich. Die Jugendlichen zeigen sich äußerst interessiert. „Ich hatte in diesem Jahr 57 solcher Veranstaltungen. Und rein personell war das hier eine der kleineren. Üblicherweise sind es zwischen 50 und 200 Jugendliche. Hier waren sie aber sehr engagiert und wissbegierig“, sagt der aus Ostwestfalen stammende ehemalige Bürgermeister der Stadt Rietberg. Die Initiative, die vor allem jungen Menschen die Demokratie näher bringen soll, sei ein großer Erfolg, betont er. „Wir haben mit der Uni Duisburg eine begleitende Studie unternommen. Die hat gezeigt, dass auch sechs Monate später noch deutliche Effekte bei den teilnehmenden Jugendlichen feststellbar sind“, sagt Kuper.
Kuper gibt keine
persönliche Meinung preis
Die Diskussion in der Kapelle der Schule ist denn auch sehr vielfältig. Die jungen Willicherinnen und Willicher wollen wissen, wie der Landtag Zukunft gestaltet, was für Schulen getan wird, wie der Fachkräfte-Krise begegnet werden soll oder welche Haltung er zur Flüchtlingssituation habe. Ein wichtiges Thema auch: die AfD. Kuper muss seine Zuhörer in einem Punkt enttäuschen: „Persönliche Meinungen werde ich hier nicht abgeben. Ich bin im Landtag in einer überparteilichen Rolle aktiv und damit eine Art Schiedsrichter. Ich kann euch das Spektrum der Meinungen weitergeben, nicht aber meine persönliche Position. Die habe ich natürlich, formuliere sie in offizieller Rolle aber nicht“, sagt er. Die Anrede „Du“ hatte er zuvor in seiner ersten Frage per demokratischer Wahl erfragt. Einstimmig wollten die Jugendlichen geduzt werden.
Auch zur AfD lässt sich Kuper nicht zu inhaltlichen Statements verleiten, liefert höchstens verdeckte Hinweise, wie beispielsweise die Antwort auf die Frage, wie sich seine Rolle gestalte. „Ich muss wie ein Schiedsrichter gelbe und rote Karten verteilen, wenn sich jemand im Diskurs nicht an die Regeln hält. Dafür habe ich Instrumente wie eine Glocke, Ordnungsrufe oder Verweise oder eben, als rote Karte, die Entfernung aus dem Saal. Die musste ich aber noch nicht nutzen“, sagt er. Wie viele es seien? „In der Vergangenheit waren es klassisch zwischen acht und 20 Mal ‚Gelb‘ pro Legislatur. Mittlerweile sind wir bei 113 in der vergangenen und bereits 53 in dieser“, erzählt er. Dass in eben dieser Phase die AfD in den Landtag einzog, sagt er nicht.
Bei den Schülerinnen und Schülern kommt der Termin gut an. Sehr aktiv zeigt sich Sascha Janssen und bilanziert: „Ich möchte schon dazu beitragen, mal die Welt zu verbessern, und möchte Lehramt studieren. Ich bin nicht politisch aktiv, aber Spaß macht es mir – nur weiß ich nicht, bei welcher Partei.“ So ähnlich sieht es auch Aurélie Stimming, die den Tag nach einem Praktikum im Landtag initiierte. „Es hat mir sehr gefallen, es war ein sehr offener Austausch. Es war spannend, seine Antworten zu hören, und er ist ja eine sehr bekannte Persönlichkeit. Mich hat es definitiv motiviert, mich noch mehr mit Politik zu befassen. Ich finde, er hat es sehr gut rüber gebracht, dass wir uns auch unsere eigene Meinung bilden sollen“, spielt sie auf Kupers Appell an, sich intensiv und über gut und journalistisch sauber recherchierte Quellen möglichst intensiv zu informieren.
Auch Annika Lezinski bestätigt den Eindruck. „Es war wirklich interessant und hat mich definitiv gepackt und inspiriert, mich mit dem Thema zu befassen. Ich habe auch viel gelernt“, sagt sie. Einige Jugendliche nutzen auch nachher die Chance, persönlich mit Kuper und den Abgeordneten Meral Thoms (Grüne) und Guido Görtz (CDU) zu reden. Das politische Interesse zumindest in dieser Gruppe ist geweckt.