Spaziergang mit CDU-Politiker Ein „Querdenker“ gibt keine Ruhe
Neersen. · Heinz Amfaldern hat sich jahrzehntelang politisch für Neersen eingesetzt – den seiner Meinung nach schönsten Stadtteil Willichs.
Auf dem Weg von seinem Haus an der Friedrich-Ebert-Straße, in dem er mit seiner Frau Margot wohnt, zum Neersener Minoritenplatz gibt es nur wenige Passanten, die Heinz Amfaldern nicht grüßen. Der 79-Jährige ist bekannt – jahrzentelang setzte er sich als CDU-Politiker für Neersen ein, leitete 16 Jahre die Bürgerrunde, zu der meist viele Menschen kamen. Vor wenigen Wochen zog sich Amfaldern aus der Politik zurück, trat nicht mehr als stellvertretender Vorsitzender der Willicher CDU an.
Mit Applaus wurde er bei der Mitgliederversammlung verabschiedet. Tränen der Rührung standen ihm in den Augen – „ach, das sah nur so aus“, sagt Amfaldern, und fügt verschmitzt hinzu: „Wahrscheinlich waren die froh, dass ich endlich weg bin.“ Dass er sich in seiner Zeit als Lokalpolitiker auch in der eigenen Partei nicht nur Freunde gemacht hat, ist dem Elektrikermeister bewusst: „Ich bin ein Querdenker.“ Oder doch ein Querkopf? „Nein, das ist mir zu negativ.“ Schließlich habe er immer das Beste für Neersen gewollt. Erfolgreich eingesetzt habe er sich beispielsweise dafür, dass das Technische Rathaus gebaut wurde, für die Erweiterung des Schlossparks, den Ausbau des Minoritenplatz und den Umbau der Kirche sowie die Aussichtsplattform am Nierssee.
Amfaldern wollte nie höher aufsteigen als zum Parteivorstand
Zwar war er fast 40 Jahre lang im Willicher Parteivorstand, Ambitionen auf höhere Ämter habe er aber nie gehabt. „Ich bin im Grunde auch kein Politiker. Dazu bin ich zu direkt und denke nicht taktisch genug“, sagt er, und fügt hinzu: „Ich hatte allerdings meistens recht.“ Spaß gemacht habe ihm die Politik aber immer, vor allem früher, als noch mehr diskutiert wurde.
Obwohl er in Viersen geboren wurde und aufwuchs und „erst“ 1975 nach Neersen zog, fühle er sich inzwischen voll und ganz als Neersener. Allerdings kannte er das Dorf schon als Kind, weil seine Mutter hier arbeitete. Seine Kindheit war nicht leicht, er wuchs mit seiner Mutter und einer Schwester im Haus seiner Großeltern auf. In Viersen machte er eine Lehre zum Elektriker, wechselte direkt danach zu einer AEG-Tochter in Düsseldorf, die Bahnsysteme herstellte, arbeitete sich dort nach der Meisterschule bis zum stellvertretenden Werkleiter hoch und ging schließlich nach 51 Jahren im Unternehmen als Projektleiter im Vertrieb in den Ruhestand.
Noch ganz genau erinnert er sich daran, wie er damals von Viersen aus jeden Tag mit dem Zug nach Düsseldorf gefahren ist: „45 Minuten habe ich gebraucht. Das würde sogar die Regiobahn nicht schaffen“, sagt Amfaldern, und ist damit direkt bei einem seiner Lieblingsprojekte. Schon in den 90er-Jahren habe er sich für den Ausbau der Regiobahn von Kaarst über Schiefbahn und Neersen bis Viersen eingesetzt. „Damals bin ich ausgelacht worden, denn da fuhren alle mit dem Auto“, erinnert sich Amfaldern. Heute ist diese Verlängerung immer noch im Gespräch. „Wenn wir Glück haben, ist die Streckenverlängerung in zehn Jahren fertig“, sagt Amfaldern – wirkt dabei aber nicht allzu überzeugt: „Wir müssen aufpassen, dass wir im Handel mit Mönchengladbach für die Regiobahn nicht der Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens zustimmen, aber immer noch keine Regiobahn haben.“
Für das Altenheim setzte sich der Politiker schon in den 80ern ein
Der Kampf gegen den Ausbau des Gladbacher Flughafens ist eines der weiteren Steckenpferde Amfalderns, er war Mitglied in der Lärmschutzkommission. „Es gibt einen Beschluss des Willicher Stadtrats, dass wir die Verlängerung ablehnen und dagegen mit allen notwendigen juristischen Mitteln vorgehen.“ Als vom Flughafen aus noch wesentlich mehr Flugzeuge starteten, sei der Lärm in Neersen und Niederheide unerträglich gewesen, sagt Heinz Amfaldern.
Weiteres Thema, das Amfaldern und Neersen seit Jahrzehnten begleitet, ist das Altenheim. Schon in den 80er-Jahren setzte er sich dafür ein, heute steht es immer noch nicht. „Dabei könnte Neersen inzwischen sogar ein zweites Altenheim gebrauchen“, sagt der 79-Jährige. Er hoffe, dass das DRK sein Versprechen, die Einrichtung zu bauen, nun auch in die Tat umsetze: „Denn viele ältere Neersener haben hier ihren Lebensmittelpunkt und möchten nicht an ihrem Lebensabend noch weit weg ziehen müssen.“
Neersen ist für Amfaldern nicht nur der kleinste, sondern auch der schönste Stadtteil Willichs: „Wir haben das Schloss mit dem Schlosspark, die Festspiele, den schön umgestalteten Minoritenplatz an der umgebauten Kirche, die Niersauen, ein reges Vereinsleben, viele Ärzte im Ort und sogar einen Vollsortimenter. Jetzt bräuchten wir noch ein schönes Café am Minoritenplatz und ein paar mehr Einzelhändler“, sagt Amfaldern. msc