Willicher macht seinen Kindheitstraum wahr
Felix Rommelaere saß zum ersten Mal im Alter von drei Jahren in einem Cockpit — heute ist er Pilot.
Willich/Grefrath. Die Kopfhörer auf den Ohren, den Daumen hochgereckt und vor Begeisterung strahlende Augen — das Foto zeigt Felix Rommelaere im Cockpit eines Flugzeuges. Allerdings liegt das schon ein paar Jährchen zurück. „Da war ich drei oder vier Jahre alt und durfte einmal ins Cockpit einer zweimotorigen Maschine für zehn Personen“, erzählt Rommelaere. Die Begeisterung, die sein Kinderbild widerspiegelt, hat er nicht verloren, vielmehr hat sie sich intensiviert. Sich am Himmel in einem Flugzeug fortzubewegen ist für ihn das Schönste überhaupt. „Es ist immer wieder ein Erlebnis, eine andere Dimension. Die Höhe, das Wissen, dass sich ein mehrere Hundert Tonnen schwerer Flieger in die Luft erheben kann. Es ist einmalig“, schwärmt er.
Und genau diese Leidenschaft, die er von Kindesbeinen an hatte, hat er nun zum Beruf gemacht. Der 20-jährige Willicher ist Verkehrspilot. Seine theoretische Prüfung legte er vor dem Luftfahrtsamt Braunschweig im September vergangenen Jahres ab, seine praktische vor drei Wochen. Der erste Arbeitsvertrag bei einer Airline ist bereits unterschrieben. Im Juni geht es an die großen Flieger. Gestartet wird mit einer Boeing 777. „Es war mein Berufswunsch, seit ich denken kann. Für mich gab es nie etwas anderes. Ich habe mir einen Kindheitswunsch erfüllt“, sagt Rommelaere.
Die Liebe zur Fliegerei kommt nicht von ungefähr. Sein Vater ist Verkehrspilot und seine Mutter Flugbegleiterin. „Die Fliegerei gehörte immer dazu. Mein Vater war auch Modellbauer. Er und mein Zwillingsbruder Tim bastelten die Flieger, die ich dann auf dem Modellflugplatz flog“, erzählt der Willicher. Mit 13 Jahren startete er auf dem Flugplatz Niershorst beim Luftsportverein Grenzland mit dem Segelfliegen. Das sei quasi das erste Scharren an der Tür zum Luftsport gewesen, bemerkt Rommelaere. Sein Vater, der früher auch Segelflug betrieben hatte, und sein Bruder wurden ebenfalls Mitglied, und es ging ab in die Luft.
Im Juni 2011 hatte Felix Rommelaere mit 14 Jahren seinen ersten Alleinflug. „So etwas vergisst man nicht. Zumal nach dem Flug die traditionellen Rituale folgen wie der Brennesselstrauch im Cockpit, das Hineinwerfen in die Niers und der Klaps aufs Hinterteil von allen am Flug beteiligten“, erzählt er. Mit 16 Jahren legte er die Segelflugprüfung ab und nutze danach jede Chance zu fliegen. Das Streckenfliegen über Land war dabei seine Leidenschaft. Die Teilnahme an Wettbewerben, darunter auch Meisterschaften, der erste Alpenflug im Jahr 2015 — neben der Schule bestimmte das Fliegen sein Leben.
Felix Rommelaere
Als 2016 das Abi anstand, bewarb sich der Willicher im Vorfeld bei einer Airline für die Ausbildung. Noch vor dem Abitur kam die Zusage, was Rommelaere beflügelt durch die Abi-Klausuren gehen ließ. „Zwei Tage nach dem Abiball ging die zweijährige Ausbildung in insgesamt vier Abschnitten los“, sagt er. In einer Essener Flugschule starteten Theorie und Praxis für die Privatpilotenlizenz, die PPL. In der ersten Flugphase flog Rommelaere auf einmotorigen Flugzeugen nach Sichtflugbedingen. Der Prüfung vor der Bezirksregierung Düsseldorf folgten die nächsten Abschnitte. Im Theorieunterricht standen nun 14 Fächer, darunter Meteorologie, Aerodynamik, Technik und Luftfahrzeugkunde, auf dem Unterrichtsplan. Geflogen wurde zwei Monate nach Instrumentenflug im Simulator. Es schlossen sich Flüge in ein- und zweimotorigen Maschinen an.
Dann stand die besagte Prüfung vor dem Luftfahrtbundesamt an. Auch wenn sich Rommelaere jetzt Verkehrspilot nennen darf, hat das Lernen noch kein Ende gefunden. „Für jede große Maschine, die man fliegt, muss die sogenannte Musterberechtigung erworben werden“, erklärt er. Für den Willicher bedeutet das zwei Monate Theorie und Praxis im Simulator, danach flog er auf einer Boeing 777 mit.
Sein Bruder hat sich hingegen für einen Beruf auf der Erde entschieden. Er studiert Maschinenbau. „Es wird irgendwann mal wie früher. Tim baut Flugzeuge und ich fliege sie“, lacht Felix Rommelaere.