Kunstpreis „Junger Westen“ Mona Schulzek sendet Nachrichten ins Weltall

Düsseldorf · Mona Schulzek, Meisterschülerin von Gregor Schneider, forscht mit faustischem Drang nach der Verbindung zwischen Mensch und Weltall. Dafür erhält die 31-Jährige den mit 20 000 Euro dotierten Kunstpreis „Junger Westen“ der Stadt Recklinghausen.

Mona Schulzek mit ihrer Parabolantenne.

Foto: Marina Kiga

Schon 2019 wurde sie mit dem Max-Ernst-Stipendium ausgezeichnet, als sie in einem Foto einen Teppichladen von oben bis unten mit Teppichen ausstattete, sodass das Raumgefühl verloren ging. Heute macht sie keine Fotos mehr, aber beschäftigt sich weiter mit Räumen. Sie produziert Konzepte. Dabei geht es ihr nicht um unsere eng bemessene Umwelt, sondern um das Außerirdische, den nicht fassbaren Raum, mit dem sie kommunizieren möchte.

Zunächst absolvierte sie eine zweijährige Funkerausbildung im Eigenstudium und machte die Prüfung vor der Bundesnetzagentur. Mit diesem Funkschein darf sie eine Parabolantenne selbst konstruieren und bedienen, will sie doch Kunst ins All senden. In der Corona-Zeit entstand ihr skulpturales Objekt mit dem großen Parabolspiegel, das sie als „Outer Space Transmitter“ bezeichnet.

Zweitens entwickelte sie ein „extraterrestrisches Alphabet“, also einen Zeichensatz, der sich am Morsecode orientiert, und gestaltet daraus Kunstbilder, „ästhetische Bilder“, wie sie es nennt. Sie benutzt dazu keine künstliche Intelligenz, sondern gestaltet die Formen, Kreise, Spiralen über ihren Computer.

In einem dritten Schritt stellte sie ihre Spezialantenne auf Plätze in verschiedenen Städten und Ländern: in Berlin am Planetarium, in Köln am Hafen, in Alicante oder Krakau. Sie vergleicht ihre Aktionen mit einem Happening, wobei nicht die anonyme Nasa, sondern die Passanten aufgefordert werden, eigene Nachrichten über die Radiowellen ins All zu senden. Ihr Lieblingssatz eines anonymen Bürgers ist die Frage an die Außerirdischen: „Habt ihr noch ein Ego? Wenn nein, wieso nicht?“ Sie freut sich, dass solche Sätze über die eigene Befindlichkeit hinausgehen und sich mit etwas viel Größerem auseinandersetzen. Ihre Hoffnung: „Wenn es Außerirdische gibt, dann wird es auch eine Kultur im All geben.“

Nun hatte die Nasa schon 1977 ihre „Voyager Golden Records“, ihre Datenplatten mit schematischen Ansichten von Wasserstoffatomen, mit Musik von Bach und Botschaften der UN und des US-Präsidenten auf eine interstellare Raumsonde gebracht, aber keine Antworten mehr erhalten, denn die Sonde hat inzwischen unser Sonnensystem verlassen. Schulzek aber wartet auf Antwort. Sie will mithilfe von Programmen herausfinden, in welchen Sternbildern ihre Nachrichten gesendet wurden. Sie kennt sich inzwischen mit Dingen wie Exoplaneten aus, erdähnlichen Planeten, wo kohlenstoff-basiertes Leben möglich sein könnte. Sie rechnet aus: „Wenn meine Nachricht 4,2 Lichtjahre unterwegs ist, käme sie in weiteren 4,2 Lichtjahren auf die Erde zurück, allerdings nur dann, wenn dort jemand einen Lauscher aufspannt.“ Aber selbst ihre Gedankenspiele überzeugten die Jury.

Info Die Preisverleihung mit einer Ausstellung, an der viele ihrer Kommilitonen beteiligt sind, findet am 2. Dezember in der Kunsthalle Recklinghausen statt.