Leserbriefe „Keine Umbenennung der Mohrenstraße“
Zwei Leser haben sich zur Umbenennung der Mohrenstraße geäußert.
Leserbriefe zu: Umbenennung der Mohrenstraße.
Die Sensibilisierung für geschichtsbelastete und diskriminierende Relikte unserer eigenen Vergangenheit nimmt zu. Das ist gut so und zu begrüßen. Viele Namen, viele Denkmäler, überkommenes Brauchtum, Kolonialismus, Kriegstreiberei, Rassendiskriminierung und dergleichen Schändliches dokumentieren, sollen aus unserem Alltag verschwinden. Der Sarotti-Mohr hinterlässt mittlerweile einen gallenbitteren Geschmack auf der Zunge, Ruprecht darf nicht länger als dunkelhäutiger Knecht des Heiligen Nikolaus auf die Bühne treten, zwielichtige Namen, nach denen unsere Straßen benannt sind, darf es ebenso nicht mehr geben und wer sich in seinem Sprachgebrauch partout nicht an das Gendersternchen gewöhnen kann, läuft sogleich Gefahr, mit dem strafenden Blick der Gerechten als Misogynist selbst diskriminiert zu werden.
Nun will sich die Bezirksvertretung Heckinghausen von ihrer Mohrenstraße trennen. Sie soll umbenannt werden, der neue Name scheint noch nicht klar, aber auf jeden Fall soll es ein politisch korrekter werden, so viel scheint sicher. Alles eben sehr korrekt, nur: Was soll damit eigentlich erreicht werden? Dass der dunkelhäutige Mensch in Kolonialzeiten als Mohr diskriminiert wurde, dass Otto von Bismarck nicht nur ein deutscher Reichskanzler war, sondern auch ein entschiedener Kriegstreiber, dass Paul von Lettow-Vorbeck nicht nur von adeliger Abstammung war, sondern mit dem Militärstiefel und Kanonen die ehemaligen Kolonien in Kamerun und Deutsch-Ostafrika als oberster Befehlshaber „geschützt“ hat, sind sehr dunkle Punkte unserer eigenen Geschichte.
Aber es ist eben auch unsere Geschichte und es ist und bleibt wichtig, dass wir uns an daran wie an alle Verbrechen, die Deutschland der Welt zugefügt hat, erinnern, um künftig gewappnet vor jeder Verführung und vor jeden Größenwahn zu sein. Wenn es der Bezirksvertretung mit ihrer Eingabe um diesen Sinngehalt geht, wovon ich ausgehe, bleibt die Frage: Trägt das bloße Ausradieren-Wollen der Spuren unserer Vergangenheit aus unseren Alltagsvollzügen tatsächlich dazu bei? Oder wird hier nicht eher das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und unfreiwillig der Geschichtsvergessenheit Tribut gezollt? Wäre es stattdessen nicht sinnvoller, die belasteten Straßennamen beizubehalten und sie mit einem Untertext zu versehen, aus dem jede und jeder ersehen kann, was es mit diesem Namen auf sich hat und wovor er uns warnen kann, wenn wir aus der Geschichte etwas lernen wollen?
Armin Brost, per E-Mail
Ich bin sehr dankbar für diesen ausgewogenen und ausführlichen Bericht in der WZ vom 27. Juli zur, hoffentlich nicht erfolgenden, Umbenennung der Mohrenstraße. Viele Dinge waren mir bisher nicht bekannt, obwohl ich doch einige Jahre ganz in der Nähe gewohnt habe und mich nach wie vor als Wuppertaler fühle, obwohl ich jetzt hier in Ennepetal neben einem Nachbarschaftsterroristen wohnen muss.
Viele Dinge haben sich, besonders in den letzten Jahren, verändert. Aber muss man deswegen gleich vieles umbenennen? Was können die armen Mohrenköpfe dazu, dass sie eines Tages mal so benannt wurden? Was kann die Mohrenstraße dazu, dass sie eines Tages, vor über 100 Jahren, so benannt wurde? Was muss denn in den nächsten Jahren noch alles umbenannt werden, nur weil es einige so wollen – der große Rest aber eher nicht, wie die eventuell Umbenennung der Mohrenstraße.
Eine Frage hätte ich da noch: Wie soll denn demnächst unser Führerschein heißen? Da war doch mal was, oder?
Horst Strupp, per E-Mail