700 Betrugsfälle mit Namen von Toten

Ein Sträfling hat sich in Freiheit zum Profi-Gauner entwickelt. Im Internet trickste er Kunden aus ganz Europa aus. Jetzt wurde er in Eicken festgenommen.

Mönchengladbach. Er beging über 700 Betrügereien in Serie - und das auch noch als Häftling auf der Flucht. Der 30-jährige türkische Staatsangehörige, um den es geht, war ein mit Hochdruck gesuchter Profi-Gangster. Nun sitzt er in Untersuchungshaft. Den Ermittlern ist er bereits am vergangenen Montagnachmittag in Mönchengadbach ins Netz gegangen. Erst jetzt teilte die Polizei den Fahndungserfolg mit. Die Beamten stießen in einer Wohnung im Stadtteil Eicken auf den Serientäter.

Es handelt sich um einen kuriosen Fall, mit dem es die Gerichte nun zu tun haben werden. Der Mann war im Juni 2008 während eines Freigang aus dem Gefängnis geflohen. Dort hatte er wegen Betrügereien eingesesessen, die er schon vor seiner Verbrechens-Serie als flüchtiger JVA-Sträfling begangen hatte.

Fortan entschied er sich, seinen Lebensunterhalt auf eigene Faust zu verdienen: mit ausgeklügelten betrügerischen Maschen. Der Mann ließ sich Waren an verschiedene Wohnungen in Hückelhoven, Übach-Palenberg, Wuppertal, Duisburg und Mönchengladbach liefern - diese hatte er unter falschen Namen gemietet. Diese Waren verkaufte er dann weiter, ohne ausreichend für sie bezahlt zu haben. Für die sprudelnden Einnahmen legte er Bankkonten unter gefälschter Identität an. Die Identitäten gewann er von Personen aus der Drogenszene, die den Gebrauch ihrer Namen gegen geringe Honorare zur Verfügung stellten.

Außerdem baute er einen blühenden Handel in Online-Auktionshäusern auf. Dort verkaufte er Waren, die nachweislich gar nicht existierten. Dabei meldete er sich mit den Daten von Menschen an, die bereits gestorben waren. Er bot die hochwertigen, von der Polizei nicht näher beschriebenen Waren als Verkaufsschlager zu Niedrigpreisen an und brachte die Kunden dazu, Vorkasse für die ungelieferte Ware zu leisten.

Das Geld landete daraufhin ebenfalls auf den falschen Konten des Betrügers. Von dem Geld, das er verdiente, ließ er auch etwas seiner Familie zukommen, sagt ein Polizeisprecher des Kreises Heinsberg. Hier liefen die Ermittlungen zusammen.

Bevor die Polizei jetzt dem Gauner auf die Spur kam, waren dessen Konten schon abgeräumt. Die Opfer der Betrugsdelikte stammen aus Deutschland und Europa.

In der Mönchengladbacher Wohnung, in der die Beamten den mutmaßlichen Täter nun dingfest machen konnten, wurden "jede Menge Beweismittel" gefunden. Der Mann war offensichtlich gerade dabei, seine Flucht in die Türkei vorzubereiten. Aus der ersehnten Reise wird aber nun nichts mehr.