Arbeitslose zu Altenpflegern - eine Weiterbildung mit Jobgarantie

Es gibt zu wenige Pflegende in dieser alternden Gesellschaft. Die Sozialholding qualifiziert deshalb Arbeitslose zu Altenpflegern.

Die junge Frau wirkt noch immer so, als könne sie ihr Glück nicht fassen: "Ich bin richtig froh und stolz", sagt Tamara Zagorica mit einem strahlenden Lächeln. Als für die 29-Jährige feststand, dass sie eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin machen kann, da "habe ich geweint". Vor Freude, aber auch ein wenig vor Sorge über das, was auf die alleinerziehende Mutter zukommt.

Sie habe früh geheiratet, Kinder bekommen und nebenbei gejobbt. "Dass ich in meinem Alter und meiner Situation noch mal die Chance auf eine Berufsausbildung habe, ist unglaublich."

Auch wenn die Geschichte jedes Auszubildenden ein wenig anders klingt mag, Tamara Zagoricas Situation ist repräsentativ für die ihrer 24 Mitschüler. "Gerade die Lebenserfahrungen und beruflichen Kompetenzen, die Erwachsene mitbringen, sind gute Voraussetzungen, um im Beruf des Altenpflegers zu bestehen", sagt Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding.

Ein Grund, warum der größte Altenheimträger in Mönchengladbach in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Mönchengladbach ein neues Projekt angegangen ist: Die Qualifizierung von arbeitslosen Männern und Frauen in einer dreijährigen Ausbildung zu Altenpflegern. Eigentlicher Anlass für das Angebot sind jedoch drastische Fakten. Im Pflegebereich fehlen qualifizierte Kräfte: "Zurzeit sind in unseren Einrichtungen 20 Stellen nicht besetzt", sagt der Geschäftsführer der Sozial-Holding und blickt schon in die Zukunft: "In drei Jahren werden es so viele sein, dass wir den Absolventen unserer Ausbildung schon jetzt eine Jobgarantie geben können", so Wallrafen-Dreisow.

Bei der Agentur für Arbeit kennt man das Problem. Johannes-Wilhelm Schmitz, Vorsitzendes Mitglied der Geschäftsführung in Mönchengladbach, spricht von 20 000 offenen Altenpflege-Stellen bundesweit. Gleichzeitig wächst der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft: "In 20Jahren wird die Zahl pflegebedürftiger Menschen ein Drittel mehr als heute betragen", erklärt Wallrafen-Dreisow.

Die Idee, "examinierte Pflege selber zu machen", ist im Juni des letzten Jahres entstanden, sagt Monika Imschweiler, die als Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit die geeigneten Teilnehmer vermittelt hat. Geld für das Projekt gab es aus Fördertöpfen des Bundes. Die Sozial-Holding bot sich als erfahrener Träger der Maßnahme an, die Katholische Bildungsstätte für Gesundheits- und Pflegeberufe (kbs) übernimmt die Schulung der 25 Teilnehmer im Alter von 19 bis 50 Jahren. Auf ihrem Stundenplan stehen neben der Theorie auch Praxisphasen in einem Altenheim.

Christian Heck konnte bereits feststellen, wie "überraschend komplex" der neue Lernstoff ist. Seit November drückt er wieder die Schulbank und hat schon etwas sehr Wesentliches gelernt: "Zu einer alten Dame ‚Oma’ sagen, das geht gar nicht", erklärt der 28-Jährige. Sensibler sei er für solche Fragen geworden, sein Verhalten gegenüber älteren Menschen habe sich verändert.

Mit der Altenpflegeausbildung betritt der ehemaligen Zeitsoldat ein "Stück Neuland". Ebenso wie bei seiner Mitschülerin Tamara Zagorica überwiegt dabei eine ganz besondere, lange vermisste Erfahrung: Der Stolz darauf, "so schlau zu sein". jfg