Kleiner Prinz kämpft ums Leben

Jamie Inglis (4) aus dem Hauptquartier leidet unter aggressivem Krebs. Seine Eltern geben nicht auf.

Mönchengladbach. In seinem kleinen Körper tobt ein böser Kampf, doch wer Jamie Inglis in die Augen blickt, merkt nichts von seinen Schmerzen. Stattdessen sind sie stets weit geöffnet, und ihre blaue Iris leuchtet wie eine Weihnachtskugel. Wenn der vierjährige Junge lächelt, bleckt er seine Milchzähne. Es ist diese muntere Mimik, die ihm den Beinamen "Prince Charming" eingebracht hat.

Doch Jamie, der kleine Mönchengladbacher aus dem Hauptquartier, ist kein normaler Junge. Im April 2009 ist in seinem Bauch eine aggressive Krebsart, ein so genanntes Neuroblastom, diagnostiziert worden. Seither ringt er mit dem Tod. Die Kinderklinik in der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität ist zu seiner festen Bleibe geworden. Mit chemotherapeutischen Keulen werden dort die Krebszellen attackiert. Irgendwann konnte der Tumor herausoperiert werden. Doch die bösartigen Zellen können jederzeit wieder nachwachsen. Jamies Überlebenschancen liegen inzwischen bei 60Prozent. Immerhin.

Aber die Angst, ihr Kind könne den Kampf gegen den übermächtigen Feind dennoch verlieren, sie lässt Jamies Eltern nicht los. "Wir tun alles dafür, damit er glücklich ist", sagt John Inglis, der 37-jährige Vater des Jungen, ein Oberstfeldwebel der Britischen Armee im Hauptquartier. Sein Arbeitgeber hat ihm Urlaub gewährt. Er wacht Tag für Tag am Bett des kleinen Prinzen. Währenddessen kümmert sich seine Frau Victoria (34), die an der St. Georges School im Hauptquartier als Lehrerin tätig ist, um Jamies jüngere Schwester Poppy im Gladbacher Zuhause. "Es ist alles schwierig", gibt Vater John zu, und versucht dabei dennoch, zuversichtlich zu klingen. Die junge Familie will sich von der Krankheit nicht zerreißen lassen.

Ihre Hoffnung setzen sie auf eine neuartige Immuntherapie, die ihnen der Düsseldorfer Onkologe Rüdiger Wessalowski empfohlen hat. Die Überlebenschancen würden sich um weitere 20 Prozent erhöhen. Das Problem: Die Behandlung, die weltweit ausschließlich in New York angeboten wird, kostet 220.000 Euro - und die Krankenkassen kommen nicht für die Spezialtherapie auf. John und Victoria sammeln mit Inbrunst Spenden. Im Internet haben sie eine Website eingerichtet. 20.000 Euro sind bisher zusammengekommen. Selbst Freunde legen sich ins Zeug: Einer hat bei einem ungewöhnlichen Spendenmarathon 3500 Euro eingefahren. Innerhalb von 24 Stunden ist er - mithilfe der Fähre - von London nach Paris geradelt.

Im Februar soll Jamies Behandlung in Düsseldorf beendet werden. Anschließend soll nach Möglichkeit die Immuntherapie in New York beginnen. Damit "Prince Charming" weiter seine Milchzähne blecken kann.