Arbeitsmarkt: Gegen Vorurteile bei 50 plus

Die Arge bildet Langzeitarbeitslose weiter und räumt Bedenken bei Arbeitgebern aus.

Mönchengladbach. Fast jeder zweite Mönchengladbacher ist über 50 Jahre alt. Ganz genau sind es 40 Prozent. Die Hälfte dieser Gladbacher ist noch im erwerbstätigen Alter bis 64. Tendenz: steigend. "Das ist eine Altersgruppe, auf deren Arbeitskraft man nicht verzichten kann", urteilt der Pressesprecher der Arge, Bernd Meisterling-Riecks. "Deren Potenzial ist für Arbeitnehmer interessant."

In den Ohren von Christa Jakobeit war so eine Aussage lange Zeit nicht mehr als ein frommer Wunsch. Die 56-Jährige war ursprünglich zur Fotolaborantin ausgebildet worden. Bevor sie sich in erster Linie um die Familie kümmerte und nebenbei als Verkäuferin arbeitete. 2009 machte sie den Pflegehelferschein und ein Praktikum in einem Altenheim. Ihre Bewerbungen bekam sie mit dem Vermerk "überqualifiziert" zurück. "Das heißt übersetzt: Sie sind zu alt", sagt sie. Einmal sagte man ihr das sogar direkt ins Gesicht.

2646 Menschen zwischen 50 und 64 Jahren sind arbeitslos und beziehen Hartz VI. Viele von ihnen teilen Jakobeits Erfahrung. Um denen auf die Sprünge zu helfen, hat das Bundesarbeitsministerium das Projekt "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen" ins Leben gerufen und die Arge in Mönchengladbach betreut darin 4000 Kunden.

"Zu den 4000 Menschen gehören auch solche, die als arbeitsunfähig gelten und in der Statistik normalerweise nicht mitgezählt werden", sagt Meisterling-Riecks zu den unterschiedlichen Zahlen.

Die Arge bekommt Geld, um die Betroffenen an besonderen Qualifizierungen teilhaben zu lassen. "Wir können ihnen auch einen Gesundheits-Check bezahlen, wenn ein Arbeitgeber Bedenken hat, er handle sich mit älteren Arbeitnehmern Menschen mit gesundheitlichen Problemen ein", beschreibt Projektleiterin Sybille Boymanns eine Möglichkeit, die Förderung Langzeitarbeitsloser individueller zu gestalten.

Christa Jakobeit hat auf Kosten der Arge an besonderen Bewerbungstrainings teilgenommen. "Da habe ich gelernt, wie man das mit den modernen Medien macht." Inzwischen hat sie ihre Wunschstelle. "Wenn ich das auf eigene Faust versucht hätte, wäre ich wahrscheinlich kläglich gescheitert." Dass und wie sie bei Bewerbungen konsequent auf ihre Stärken hinweisen soll, hat sie im Projekt gelernt. "Zuverlässigkeit, guten Einfluss auf die Stimmung in Teams, das alles sind Pluspunkte dieser Altersgruppe", sagt Meisterling-Riecks.

450 Menschen über 50 Jahren wurden 2010 schon vermittelt. 500 sollen es mindestens werden. Bis 31. Dezember läuft das Projekt in Gladbach. "Wir hoffen, dass wir auch in der nächsten Phase dabei sind, die bis 2015 geht", sagt Bereichsleiterin Daniela Dhiab. Ausschlaggebend für den neuen Arbeitgeber von Christa Jakobeit war ihr Wille zu arbeiten, bis sie das Rentenalter erreicht. Die körperliche Belastung in der Altenpflege fürchtet sie nicht.