Ariane Wyen erobert das All
Frauen und Technik — dieses Begriffspaar gilt bei vielen noch immer als unvereinbar. Eine 27-jährige Gladbacherin beweist das Gegenteil und wurde nun für ihre Arbeit ausgezeichnet.
Mönchengladbach. Dass sie in die Raumfahrtbranche möchte, stand für Ariane Wyen schon als kleines Mädchen fest. Mit elf Jahren sah sie zum ersten Mal einen Raketenstart im Fernsehen. „Dieses Ereignis hat mich sehr fasziniert“, sagt sie.
Nun, mit 27 Jahren, hat sie ihr Ziel erreicht und wurde jüngst von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrttechnik (DGLR) für ihre Diplomarbeit ausgezeichnet. Die gebürtige Mönchengladbacherin hat sich dabei gegen rund 40 000 Studenten und Doktoranden des Studiengangs Luft- und Raumfahrt durchgesetzt.
Direkt nach dem Abitur vor acht Jahren, das sie am Gymnasium an der Gartenstraße machte, begann sie ein Studium der Luft- und Raumfahrtechnik in Stuttgart. Während ihrer Studienzeit ging sie zusätzlich für ein Jahr an die University of Kansas in den USA. „In meinen Augen gibt es keine andere Branche, die sich in den letzten Jahrzehnten durch Zukunftsvisionen und technische Innovation so ausgezeichnet hat“, sagt Wyen.
Besonders die Vielfalt der Raumfahrt hat es ihr angetan. Denn dabei geht es sowohl um Telekommunikations-, Fernseh- und Wettertechnik als auch um die Erkundung von Planeten, Monden und Asteroiden. Außerdem, betont sie, gefalle ihr das internationale Flair in der Raumfahrt sehr. „Ich habe in den vergangenen Jahren viele interessante Menschen aus verschiedensten Ländern kennengelernt“, erzählt sie. Mit denen teile sie nicht nur die Begeisterung für die Raumfahrt, sondern ebenfalls für Reisen, Sport und gutes Essen.
Wyens preisgekrönte Diplomarbeit umfasst eine Studie, „die einen Beitrag zur Weltraumforschung leisten soll“, sagt sie. Der für Laien etwas sperrige Titel ihrer Arbeit lautet „Entwurf gezogener toroidaler Bremssysteme für Aerocapture Manöver“. Dabei geht es um Raketen oder Satelliten, die sich einem Planeten nähern, aufgrund der Atmosphäre abgebremst und in eine Umlaufbahn eingefangen werden. Der Bremsvorgang geschieht dabei durch eine Ballonschirmkonstruktion.
„Das Hauptziel der Arbeit war es, die Machbarkeit und Effizienz von Donut-förmigen Ballonschirmkonstruktionen für Flugkörper von bis zu 20 Tonnen zu untersuchen“, erklärt Wyen. Mit dieser Technik sollen diese dann beispielsweise beim Eintritt in die Erdatmosphäre abgebremst werden. „Bisher gab es nur Untersuchungen für Flugkörper, die weniger als eine Tonne wiegen“, sagt sie.
Das erstaunliche Ergebnis ihrer Studien: Auch für besonders schwere Flugkörper eignen sich die sogenannten toroidalen Bremssysteme. Ein Ergebnis, das die Auswahlkommission der DGLR überzeugte und der Mönchengladbacherin einen renommierten Preis bescherte.
Ihr Studium hat Wyen bereits vor einem Jahr abgeschlossen. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Bremen. Bei der OHB System AG kümmert sie sich als Ingenieurin um Satellitentechnik.
Auf einen Augenblick freut sie sich in der Zukunft ganz besonders. „Wenn sich etwas im Weltall befindet, an dem ich aktiv mitgewirkt habe“, sagt Ariane Wyen. Sollte sie weiterhin mit dieser Leidenschaft dabei sein, kann das nicht mehr allzu lange dauern.