Ausbildungsmarkt: Wenn der Nachwuchs fehlt
Besonders das Handwerk klagt über einen Mangel an qualifizierten Bewerbern. Der demografische Wandel wird den Trend in Zukunft weiter verstärken.
Mönchengladbach. Bundesweit wird zu Beginn des Ausbildungsjahres in der Wirtschaft der Mangel an qualifizierten Bewerbern beklagt. Auch in Mönchengladbach wird dieser Trend schon bei einigen Unternehmen deutlich.
"Der Fachkräftemangel steht nicht vor der Tür, er ist schon hineingetreten", sagt Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Handwerksbetriebe hätten heute bereits Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende zu finden.
"Das liegt auch daran, dass viele keine Vorstellung davon haben, wie fortschrittlich das Handwerk ist", sagt Bresser. Computertechnik hat auch in vielen Gewerken Einzug gehalten. Dementsprechend qualifiziert müssen die Auszubildenden sein. In Mönchengladbach bleiben daher beispielsweise Ausbildungsplätze für Kfz-Mechatroniker unbesetzt. Gerade Abiturienten interessierten sich selten für einen Handwerksberuf.
Die gute Nachricht sei jedoch: Nach vorläufigen Zahlen wurden in diesem Jahr zehn Prozent mehr Ausbildungsverträge im Handwerk abgeschlossen als noch 2009. Insgesamt verzeichnet die Arbeitsagentur eine steigende Zahl angebotener Stellen.
Auch der Santander Consumer Bank in Mönchengladbach fehlen die Azubis. "Wir haben von 50 Ausbildungsstellen nur 42 besetzt", sagt PR-Referent René Hartmann. Ein Grund sei, dass viele Abiturienten gleich ins Studium wechseln wollen. "Daher bieten wir duale Studienplätze an, Studium und Ausbildung kombiniert", so Hartmann. Zudem habe die Bank eine Ausbildungsoffensive gestartet. Dazu gehören Kooperationen mit Schulen, Bewerbungstrainings und Praktika.
Viele Betriebe und auch die Handwerkerschaft setzen mit Blick auf den demografischen Wandel mit immer weniger Geburten und dadurch in der Konsequenz auch weniger Azubis auf eine verstärkte Kooperation mit den Schulen. Heinz Schmidt von der Heinrich Schmidt Gruppe, hat damit bereits in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht. "Wir haben einen guten Namen in der Ausbildung, weil wir seit Jahren ausbilden", so Schmidt.
Die Aussicht in dem Sanitär-Unternehmen übernommen zu werden, sei für Schulabgänger attraktiv. Von Prämien und Geschenken, um geeignete Bewerber anzulocken, hält Schmidt nichts: "Davor sollte man warnen."
Im Unternehmen Scheidt & Bachmann verzeichnet man keinen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. Auch wenn die Auswahl bei den Bewerbern für technische Berufe etwas kleiner sei als für kaufmännische, sagt Tim Gottwald, der als Personalassistent für die Rekrutierung von Nachwuchskräften verantwortlich ist: "Man stellt bei den Einstellungstests schon die ein oder andere Schwäche fest", sagt Gottwald, zum Beispiel beim mathematischen Wissen. Aber diese seien nicht so gravierend gewesen, dass Stellen unbesetzt bleiben mussten. Mit Weiterbildungen sollen Defizite bei den Auszubildende aufgefangen werden.
Schon jetzt gehen Bewerbungen für 2011 ein. Aber Jugendliche ohne Ausbildungsplatz haben als Nachrücker auch noch die Chance eine Stelle zu bekommen.