Platz für Menschen: Sie kennen jeden Strauch

Bei jedem Wetter sitzen René Peters und Wilhelm Bauer im Skulpturenpark. Es ist ihr „Platz für Menschen“, denn es ist ihr Arbeitsplatz.

Mönchengladbach. Inzwischen kennen sie jeden regelmäßigen Besucher hier. Jeden Strauch. Jedes Kunstwerk. René Peters und Wilhelm Bauer sind Wächter im Skulpturengarten unterhalb des Museums Abteiberg.

Peters verbringt hier seit März 20 Stunden in der Woche, Bauer war schon 2009 neun Monate lang hier und wird diesmal bis 31. Dezember bleiben.

"Vielleicht wird das ja verlängert", hofft der Ein-Euro-Jobber, dem es hier gut gefällt. "Meine Töchter sagen immer: Du arbeitest nicht, das ist wie in Kur", erzählt der 54-Jährige, der 2003 aus Kasachstan nach Gladbach kam, wo er bis dahin viel schwere Arbeit geleistet hatte.

"Körperlich schwer." Jetzt bekommt er für den Parkwächter-Job 180 Euro zu seinem Arbeitslosengeld II.

Gassigänger durchqueren den Park. "Mittags kommen ein paar Anzugträger", sagt Peters, der zusammen mit Bauer auf einer Mauer sitzt, die die Wege hinauf zum Museum einfasst. Schulklassen bekämen Führungen, Busse würden ausgeschüttet. "Der Park ist ja in Kunstkreisen ziemlich angesagt." Er deutet auf einen Mann mit nacktem Oberkörper, der in der Sonne sitzt. "Der ist oft hier."

Im Brunnen stehen ein blauer und ein oranger Würfel aus Plexiglas, in den jeweils ein Quader der anderen Farbe gestellt wurde. Die Flächen, in denen sich beide Farben überlappen, erscheinen nicht in der gleichen Farbe - ein Phänomen. Dazwischen plätschert beruhigend eine Fontäne.

"Vor einiger Zeit war die wegen Wartungsarbeiten abgestellt. Da war es noch ruhiger", berichtet Peters. In der Nähe des schattigen Sitzplatzes der beiden steht ein seltsam geformtes Gebilde. Auf der Vorderseite ein Loch von der Größe eines Blumentopfes, in das ein Plastikbeutel gestülpt wurde. Darin steckt Laub. Mülleimer oder Skulptur? "Beides", sagt Peters.

Im Katalog hat er nachgelesen, dass der Künstler mit einem Bleistift das Loch für den Müllbeutel ins kleine Modell machte. Peters zeigt auf eine Skulptur in Form eines überdimensionalen rostigen Reifens, der unter den Parkwächtern den Spitznamen "Star Gate" hat. "Der ist für Hochzeitsfotos sehr beliebt."

Wer von den sechs Parkwächtern morgens Dienst hat, macht erst mal eine Müllrunde. Da finde man oft Pizzakartons, die die Männer als Hinweis darauf werten, dass der Park nachts, wenn die Tore geschlossen sind, für Partys genutzt wird. Nach dem Rundgang suchen sich die Männer ein angenehmes Plätzchen und passen auf, dass nichts verwüstet wird. "Der Tag kann verdammt lang werden", sagt Peters. "Länger als 20 Stunde wäre es mir zu langweilig", sagt der gelernte Offset-Drucker, dessen Firma vor Jahren pleite ging.

Der Job im Park sei wichtig, damit man nicht zu Hause versauere. Was beruflich aus ihm werden soll, kann er nicht sagen. "Heutzutage darf man die Ruhe nicht verlieren", sagt er, lehnt sich zurück und lässt seinen Blick über den Park schweifen.