Brust, Bauch, Po und Bein – der Computer nimmt Maß
Hochschule: Neue Maße braucht die Textilindustrie. Weitere 500 Personen gesucht.
Mönchengladbach. Das Maßband hat in der Hochschule Niederrhein seit gestern erst mal ausgedient. Laser übernehmen jetzt seine Rolle, jedenfalls wenn es um die Ermittlung der Körpermaße und Körperproportionen der Deutschen geht.
Denn an der Webschulstraße läuft im Fachbereich von Dekanin Professor Marie-Louise Klotz eine repräsentative Körper-Vermessung. An dieser so genannten Reihenmessung haben bislang deutschlandweit 9000 Menschen teilgenommen.
"Auf die Ergebnisse von mindestens 500 weiteren Teilnehmern hoffen wir bis zum 8.August", so Professor Ute Detering, die das Projekt mit ihren Studenten betreut.
"Mit den daraus gewonnenen Maßen sollen neue, einheitliche Größentabellen für die Bekleidungsindustrie errechnet werden", so Alexandra Seidel von der Firma Human Solution, die die deutschlandweite Messung organisiert. Dann, so ist es der Wunsch der Textilindustrie, ist die Größe 38 auch wirklich bei jeder Marke und Firma gleich groß.
"Momentan erstellt jede Firma eigene Größen, die sich an den Maßen von Kunden orientieren", erklärt Ute Detering, warum viele Frauen mal 36 und mal 40 tragen.
In eng anliegender Unterwäsche betritt Nina-Louise (23) eine 2,50 mal 2,50 Meter große, fast dunkle Kabine in einem abgetrennten Raum der Hochschule. Vier rotfarbige Laser, die an jeder der vier Säulen in den Ecken der Kammer befestigt sind, tasten binnen zehn Sekunden die Körperoberfläche von Kopf bis Fuß ab.
Die Studentin ist die Erste, die sich im Rahmen des Projekts Size-Germany erfassen lässt. Sie muss dazu vier unterschiedliche Positionen einnehmen. Nur so können alle Maße, die eine Schneiderin für die Anfertigung eines passgenauen Kleidungsstücks braucht, erhoben werden.
Zeitgleich folgen acht digitale Kameras, die ebenfalls an den Säulen befestigt sind, den Lasern und nehmen pro Teilnehmer 40 000 Punkte auf. Diese Infos werden an einen Computer, der vor der Kammer steht, übertragen.
Eine Software setzt daraus den digitalen Zwilling der Studentin zusammen, der sofort auf dem Monitor erscheint. Allerdings ist die Auflösung so grob, dass das Gesicht nicht erkennbar ist.
"Schon jetzt zeigt sich, dass sich Körpermaße und Körperproportionen in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben", weiß Klotz. Der Mensch ist größer und breiter geworden - im Schnitt um einen Zentimeter alle zehn Jahre.
Daher gebe es heute keine zuverlässigen Aussagen mehr über Größenverteilung und Körperform der unterschiedlicher Zielgruppen. Das solle sich nun ändern.