Qualmen trotz des Verbots

Rauchen: Seit 14 Tagen gilt das Gesetz. Die meisten halten sich auch daran. Doch es gibt Ausnahmen.

Mönchengladbach: Seit 14 Tagen gilt nun das Rauchverbot in NRW. In Gaststätten, Cafés, Kneipen und Restaurants darf nun keine Zigarette mehr angezündet werden. Was in der Theorie so eindeutig klingt, ist es in der Praxis längst nicht.

Während sich die meisten Gastronomen und Gäste an das neue Gesetz halten und es auch die rauchenden Kunden ganz selbstverständlich akzeptieren, gibt es Ausnahmen in Gladbach. So hat etwa ein großes Café am Alten Markt einfach seine hinteren Sitzplätze in Rauchertische umfunktioniert.

Auf die Frage, ob sie hier rauchen dürfe, bekommt die Textilstudentin Sina Schneider (24) von der netten Bedienung die Antwort: "Eigentlich nicht, aber wenn du nach hinten durchgehst, kannst du ruhig rauchen." Sina wundert sich: "Aber das ist doch nicht räumlich getrennt." "Stimmt, aber der Chef überlegt noch, ob sich die Investition lohnt, eine Glasscheibe einzubauen. Und so lange sich niemand beschwert.. ."

Diese Erfahrung hat auch Kai Jenessen gemacht. Der 29-jährige Informatiker ist Nichtraucher. "Wenn in einem Restaurant keiner raucht, hält sich auch jeder daran und geht zum Rauchen raus. Wird aber nur irgendwo an einem Tisch geraucht, ist das Gesetz für die Katz."

Daher ist Kai Jenessen schon wenige Tage nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes sehr verärgert. "In meinen Augen ist es ein wirklich tolles und nützliches Gesetz, denn nun kann man endlich seinen Latte Macchiato ohne Rauch genießen, muss nach dem Restaurantbesuch seine von ekligem Rauch miefende Kleidung nicht gleich auslüften", sagt er.

Auch Jan Pabst hat schon seine Erfahrung mit Rauchverbot gemacht: Als er das neue Gesetz am Wochenende bei einem Bier in Eicken auskosten wollte, wurde seine Freude jäh erstickt. "Hier dürfen Sie rauchen", steht auf einem Aufkleber, der gut sichtbar an der Tür pappt. In seiner Lieblingskneipe hielt der Inhaber ihm dann sofort ein Formular unter die Nase. Er solle es unterzeichnen, damit sei er Mitglied in einem Raucherclub und könne dann die Gaststätte betreten.

Einige Wirte nutzen die Lücken im Gesetz. Zumindest versuchen sie es - denn noch ist nicht klar, ob diese Raucherclubs wirklich Vereine im Sinne des Gesetzes sind. Pabst ist das jedoch egal. Er hat empört auf die Clubmitgliedschaft verzichtet und die Kneipe lieber verlassen.

Dass die Kundschaft ausblieb, hat wohl bei einer Kneipe an der Eickener Straße schon dazu geführt, dass sie schließen musste. "Weil die Kunden ausblieben", heißt es bei den Gastronomen-Kollegen in der Nachbarschaft.

Was zum Gesundheitsschutz für Nichtraucher ersonnen wurde, hat sich in den vergangenen Monaten zum Glaubenskampf unter Gastronomen, Medizinern, Politikern, Rauchern und Nichtrauchern entwickelt.

Der geht dann manchmal sogar so weit, dass eine Gladbacherin am Wochenende sogar in einem Biergarten beschimpft wurde, weil sie sich eine Zigarette anzündete. "Unverschämtheit. Machen Sie die aus", bellte ein Mann vom Nachbartisch.

Bei der Stadt will man weiterhin keine Schwerpunkt-Kontrollen veranlassen. "Wir werden vielmehr auf Beschwerden reagieren", hieß es aus der Pressestelle.