Open-Air-Kino: Singen in Socken bei Nieselregen

Rund 400 hartgesottene Zuschauer sahen den Tanzfilm „Dirty Dancing“ im Hockeypark.

Mönchengladbach. Am feuchten Wetter liegt es nicht. "Der Ticketdrucker ist kaputt", sagt Ursula Brandtner. Die Chefin des Cine Centers in Mönchengladbach hat’s gerade gerichtet und klappt den Drucker wieder zu.

Auch für sie gibt es immer was Überraschendes zu tun, damit ihre Veranstaltung, der "Open-Air-Kino-Sommer" im Hockeypark reibungslos läuft.

Gerade ist die Kino-Reihe unter freiem Himmel gestartet. Bis zum 3. August bringt sie jeden Abend einen anderen Film auf die rund 150 Quadratmeter große Leinwand.

Es sind die Highlights aus den letzten zwölf Kinomonaten, so Aktuelles wie "Sex and the City", "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", aber auch "Die Simpsons - der Film", der im vergangenen Jahr 1800 Zuschauer lockte. "Trotz Regens", sagt Filmvorführer Nikolas Hilbig.

Den Auftakt in diesem Jahr machte der Kult-Film "Dirty Dancing". 250 Karten gingen bereits im Vorverkauf weg, 150 immerhin an der Abendkasse.

Trotz des permanenten Nieselregens, der immerhin so stark ist, dass man für den Weg zur überdachten Tribüne am besten einen Regenschirm hat, wenn man nicht nass die rund 30 Minuten Vorschau und 90 Minuten Hauptfilm verbringen will.

Tina Küppers und Silke Sanders haben sich in Decken gewickelt, tragen dicke Pullover unter den Windjacken, Schafswollhandschuhe "und Socken", sagt Tina fröhlich.

Sie freut sich, "Dirty Dancing" endlich mal im Kino-Format zu sehen. Damals, 1987, als er in die Kinos kam, war sie erst neun Jahre alt "und da durfte ich nicht".

So griff sie zuerst aufs Video zurück, "das ist inzwischen kaputt geguckt", die DVD hält länger. "Wir können alle Dialoge mitsprechen und alle Lieder mitsingen", sagt sie und Silke stimmt zu.

Besonders überrascht war sie vom Eintrittspreis für die Start-Vorstellung. "Zwei Euro! Sagenhaft." Sie wären auch dann gekommen, "wenn es heute Abend gehagelt hätte".

Der Vorspann läuft an, Nikolas Hilbig stellt sich vor den Vorführwagen und betrachtet die Anfangssequenz des Films. "Es war schon kultig, die sechs Akte des Films zusammenzuschneiden."

Deutlich hätte man auf dem Material sehen können, wie oft die gelaufen waren. Aus dem breiten Schlitz des Wagens fallen die Lichtstrahlen, die 50 Meter weiter auf die Leinwand treffen.

In ihnen werden die feinen Regentropfen sichtbar, kleine glitzernde Perlenschnüre.

"Be my Baby, be my little Baby", schallen die leicht quäkigen Stimmen der Ronettes über die Hockey-Arena. "Es wird noch ein Weilchen dauern, aber dann wird sich das Open-Air-Kino etablieren", sagt Hilbig.

Seine Chefin sitzt derweil im Kassenhäuschen und ist ganz zufrieden mit ihrem Platz: "Ich bin ,Dirty Dancing’-geschädigt."

Bei seinem Erscheinen hat sie ihn 25 Wochen lang dreimal täglich vorführen müssen. "Zuhause hörten meine Kinder die Musik und mein Mann im Auto. Ich hatte einen richtigen Koller."